ArchivDeutsches Ärzteblatt31-32/2007Schonender Verschluss von Septumdefekten

AKTUELL: Akut

Schonender Verschluss von Septumdefekten

Siegmund-Schultze, Nicola

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LNSLNS Göttinger Kinderkardiologen haben weltweit erstmals bei einem Kind einen Vorhofseptumdefekt (ASD) mit einem fast vollständig resorbierbaren Implantat verschlossen. Die bislang für Verschlüsse des ASD verwendeten Implantate aus Kunststoff können kurz- und mittelfristig lokale Entzündungs- und Fremdkörperreaktionen auslösen. Dieses Risiko soll mit den resorbierbaren Implantaten gesenkt werden.
„Die Langzeitrisiken der herkömmlichen Implantate lassen sich schwer ermessen, weil sich histologische Reaktionen erst post mortem feststellen lassen“, erläuterte Prof. Dr. med. Thomas Paul, Leiter der Kinderkardiologie der Universitätsmedizin Göttingen. Deshalb gebe es dazu wenig gesicherte Daten. Bekannt sei aber, dass herkömmliche Implantate verstärkte Bindegewebsproliferation, Thromboembolien und Perforationen im Implantationsbereich hervorrufen könnten. Auch sei ein Zugang zum linken Vorhof, wie er zur späteren Behandlung von Vorhofflimmern notwendig werden könne, bei einem Verschluss mit einem Kunststoffimplantat nicht mehr möglich.
Platzhalter aus porkinem Kollagen
Das vor Kurzem CE-zertifizierte Doppelschirmsystem aus resorbierbarer, azellulärer Dünndarmmukosa porkinen Ursprungs spannt sich nach Einführen über einen Katheter mithilfe dünner, biokompatibler Metallstäbe auf. Bis auf diese Metallstäbe wird das Kollagenimplantat innerhalb von maximal zwei Jahren durch Enzyme und Makrophagen aufgelöst und durch körpereigenes Gewebe ersetzt, so die Ergebnisse präklinischer Studien (JACC 2006, 48: 161–9). In einer multizentrischen Studie mit 58 erwachsenen Patienten konnten bei 57 Teilnehmern die Septumdefekte erfolgreich verschlossen werden (Circulation 2006, 114: 1962–7). Vorübergehende, leichte Arrhythmien traten bei fünf Patienten auf, innerhalb von sechs Monaten gab es keine klinisch relevanten unerwünschten Effekte.
Inzwischen sind in Deutschland zwei erwachsene Patienten mit den neuen Implantaten versorgt worden. Ihnen und dem Kind gehe es gut, sagte Paul. Die Patienten erhalten für sechs Monate ASS. Das Monitoring erfolgt über transthorakale und transösophageale Echokardiografie. Das Göttinger Team hofft, dass künftig Patienten mit angeborenen Herzfehlern durch einen gut verträglichen Verschluss von ASD spätere Komplikationen erspart bleiben. Eine Weiterentwicklung des Systems soll in Zukunft komplett resorbierbar sein. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

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