

Die Einführung von Qualitätsma-nagementsystemen in der ärztlichen Kassenpraxis, auch der Einzelpraxis, ist sicher eine sinnvolle und vernünftige Sache. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Qualitätsmanagement ursprünglich für große Industriebetriebe erdacht wurde, um durch Qualitätssteigerung der Abläufe und Produkte einen ökonomischen Geschäftsvorteil zu erreichen. Dieser Effekt ist in der Einzelkassenpraxis nun mit Sicherheit nicht zu erwarten. Im Gegenteil wird die Umsetzung von Qualitätsmanagementmaßnahmen zu Kostensteigerungen führen, die sicher von einigen Praxen nicht mehr aufgefangen werden können. Deshalb werden mittelfristig vermutlich negative Anreize („Wer nicht mitmacht, bekommt noch weniger Honorar!“) erforderlich sein, um die flächendeckende Einführung von QM in der Einzelpraxis durchzusetzen. Dass dann einige Einzelpraxen – besonders Facharztpraxen – verschwinden werden, ist sicher ein politisch begrüßter Begleiteffekt. Für meine HNO-Praxis habe ich mit der „Implementierung“ eines QM-Systems gerade begonnen. Dass ich dann durchschnittlich 5,7 Stunden in der Woche mehr arbeiten muss, fällt bei 70 Wochenstunden ohnehin nicht mehr ins Gewicht. Nur leider muss ich meiner Helferin die 7,8 Stunden Mehrarbeit pro Woche bezahlen, wenn es mir nicht gelingt, sie zu neuerlichem Lohnverzicht zu überreden. Da ich mir aber höhere Personalkosten nach der EBM-Katastrophe nicht leisten kann, muss ich einer anderen Teilzeithelferin die Stunden kürzen, oder besser noch, sie entlassen. Damit entlässt QM zunächst einmal eine Helferin, die mir dann natürlich bei der Routinearbeit fehlt . . . Ich hoffe natürlich, dass während des Implementierungsprozesses nicht auch noch eine Prüfung oder Praxisbegehung durch Arbeitssicherheit, Gesundheitsamt, Gewerbeaufsichtsamt und viele andere ansteht, die auch noch vorbereitet und selbstverständlich bezahlt werden muss . . .
Dr. med. Jörg Brauneis, Gartenstraße 5,
37269 Eschwege
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