KULTUR
Die Sammlung Tretjakow: Russlands Seele


Ilja Repin: Porträt
des Komponisten
Modest Mussorgsky
1881, Öl auf Leinwand
71,8 x 58,5 cm.
Fotos: Staatliche Tretjakow-Galerie
Im Jahr 1856 erwarb der wohlhabende Moskauer Kaufmann Pawel Tretjakow seine ersten zeitgenössischen russischen Gemälde und legte so den Grundstock für ein einzigartiges Spiegelbild russischer Kunst bis zur Zeitenwende des Ersten Weltkriegs. Die 150. Wiederkehr der Gründung der Sammlung Tretjakow nutzte die nach ihm benannte Moskauer Galerie dazu, eine repräsentative Auswahl zur Präsentation im westlichen Ausland zusammenzustellen. Diese Auswahl von 150 russischen Kunstwerken gibt nun die Gelegenheit dazu, einen wichtigen Aspekt europäischer Kunst kennenzulernen. Nach den vorangegangenen Einzelausstellungen über russische Künstler, wie zum Beispiel über Michail Wrubel in Düsseldorf, wird in Bonn die russische Kunst in ihrer ganzen Vielfalt und Qualität gezeigt.
Eine geschickte Ausstellungsregie führt durch die wichtigsten Epochen russischer Kunst. Sie setzt zeitlich mit den Ikonen als Inbegriff des heiligen Russlands ein. Die strenge, in sich ruhende Spiritualität der 25 ausgestellten Ikonen offenbart die Wurzeln altrussischer Ästhetik. Die älteste Ikone stammt aus dem 13. Jahrhundert und gehört zu den wenigen Werken, die in Russland aus der Zeit vor dem Mongolensturm im Jahr 1237 erhalten sind. Die intime Hängung dieser Inkunabeln früher christlicher Kunst in Russland beschwört deren Aura und Authentizität herauf.
Deesis: Erlöser mit Gottesmutter und Johannes dem Täufer, Wladimir-Susdal, 13. Jahrhundert,
Tempera auf Holz, 61 x 146 cm
Beeindruckend ist auch die Landschaftsmalerei, die einen wesentlichen Aspekt russischer Identität in ihrer unspektakulären, jedoch stimmungsvollen Schönheit der weiten Ebenen, der endlosen Wege und der schattigen Wälder wiedergibt. Die russische Identität spiegeln auch die Historienbilder von Ilja Repin und Wassili Surikow wider. Musikalische und literarische Tondokumente Tschaikowskys, Mussorgskys, Tolstois und Dostojewskis runden das Bild einer kulturellen Blütezeit des alten Europa ab.
Dr. Ernst Wanner
Die Ausstellung „Russlands Seele“ ist noch bis zum 26. August in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr, donnerstag bis sonntags von 10 bis 19 Uhr; montags geschlossen. Eintritt: zwölf Euro, Eintritt für Familien: 19 Euro; Katalog: 28 Euro. Telefon:
0 91 71/2 00; E-Mail: info@kah-bonn.de; Internet:
www. bundeskunsthalle.de
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