ArchivDeutsches Ärzteblatt31-32/2007NordGriechenland: Bei Aristoteles und Alexander dem Großen

KULTUR

NordGriechenland: Bei Aristoteles und Alexander dem Großen

Scheiper, Renate V.

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS
Herrliche Badebuchten bilden die Kulisse des antiken Stágira, der Geburtsstätte von Aristoteles. Fotos: Renate V. Scheiper
Herrliche Badebuchten bilden die Kulisse des antiken Stágira, der Geburtsstätte von Aristoteles. Fotos: Renate V. Scheiper
Eine Reise im Norden der Chalkidike auf den Spuren der großen Männer der Antike

Wir haben eine Verabredung mit dem Philosophen Aristoteles, der auch Privatlehrer von Alexander dem Großen war. Wo genau wir ihn treffen werden, ist nicht ganz klar. Denn den Ort Stágira, wo er geboren wurde, gibt es gleich zweimal im Norden der Chalkidike. Wohin also? Am besten zu beiden, da sie nur 17 Kilometer voneinander entfernt liegen: einer in den Bergen, der andere am Meer. In den Bergen auf einem Plateau oberhalb des Dörfchens Stágira erwartet uns ein großartiger Park. Der Philosoph empfängt die Besucher persönlich – als würdige Statue in weißem Marmor inmitten einiger seiner physikalischen Experimente und Instrumente. Zum Anfassen und Ausprobieren sind sie aufgestellt: unter anderem eine Sonnenuhr, ein Brennglas, ein Wasserwirbel, optische, sich drehende Scheiben, die zu einem neuen Bild verschmelzen, und ein Pendel, das durch Bewegung Energie weitergibt und verstärkt. In den Rasen eingelassen sind zwölf Marmortafeln mit Gedankensplittern: „Denn Prinzip ist das Denken. Die Vernunft aber wird vom Gedachten bewegt...“
Die wirkliche Geburtsstätte jedoch ist das große Areal des an der Ostküste bei Olimbiáda ausgegrabenen antiken Stágira. Fast komplett ist die Festungsmauer erhalten, die sich hinter einer feinsandigen Bucht weit den Berg hinaufzieht. Unten in einer Senke am Meer wurde die Agorá freigelegt. Daran anschließend ziehen sich die Fundamente der Wohnstadt den Hang einer ins Meer ragenden Felsnase hinauf, von glasklarem, tiefblauem Wasser umgeben. In welchem der Häuser mag hier im Jahr 384 v. Chr. der große Philosoph und Forscher, Sohn eines Arztes aus der Zunft der Asklepiaden, geboren und aufgewachsen sein?
Mit 17 Jahren ging Aristoteles nach Athen, studierte an Platons Akademie und wurde etwa 50-jährig vom makedonischen König Philipp II. gebeten, die Erziehung seines 13-jährigen Sohnes Alexander am Königshof in Pella zu übernehmen. Der Philosoph habe den jungen Alexander durch intensive Studien der Göttermythen und der Helden in Homers Ilias, wie Biografen meinen, zu Heldentaten inspiriert.
Der Philosoph persönlich empfängt, als würdige Statue in weißem Marmor, die Gäste im Park von Stágira.
Der Philosoph persönlich empfängt, als würdige Statue in weißem Marmor, die Gäste im Park von Stágira.
Pella, Alexanders Geburtsstadt, liegt westlich von Saloniki und wurde ebenfalls von Archäologen freigelegt. Wo mag hier Aristoteles den jungen Alexander unterrichtet haben in Ethik, Philosophie und Mythologie, die der Geschichte gleichgesetzt wurde? Natürlich im Palast mit seinen gut erhaltenen Mosaikfußböden. Säulen erheben ihre Kapitelle in den blauen Himmel. Ein Bild des einstigen Luxus vermittelt das reich bestückte Museum gegenüber der Grabung.
Weiter südlich bei Vergina liegt der Vorgängerpalast auf terrassenförmigem Gelände, riesig in seinen Ausmaßen. In der Ebene jedoch wurden erst vor 30 Jahren unter einem großen Grabhügel drei ungeplünderte Gräber entdeckt. In der am prächtigsten ausgestatteten Grabkammer war Philipp II. bestattet. Der Tumulus von 110 Metern Durchmesser wurde komplett zum Museum umgestaltet. In gesicherten Glasvitrinen prunken vergoldete Bronze- und Silbergefäße, Brustpanzer mit Goldbesatz, Beinschienen, Schilde und Lanzen sowie goldene Lorbeerkränze. Der Deckel eines massiv goldenen Kästchens, das sich neben dem Sarkophag Philipps befand, ist mit einem 16-strahligen Stern verziert. Er ist heute das Symbol Makedoniens. n
Renate V. Scheiper


Informationen

Hoteltipp: Danai Beach Resort & Villas, www.dbr.gr, E-Mail: info@dbr.gr.
Buchtipps: Robin Lane Fox: „Alexander der Große“, Verlag Klett-Cotta, 29 Euro; Apollodor: „Götter und Heldensagen“ (griechisch-deutsch), Artemis & Winkler, 74 Euro; „Antike Metropolen“, Konrad Theiss Verlag, 24,90 Euro; Baedeker Allianz Reiseführer „Griechenland“, 25,95 Euro. „Autokarte + Reiseguide Griechenland“

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote