BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER: Bundesärztekammer
Mitteilungen „Aus der UAW-Datenbank“: Anhidrose und Hyperthermie unter Topiramat (Topamax®) bei einem Kind


Der AkdÄ wurde jetzt der Fall eines vierjährigen Kindes gemeldet (AkdÄ-Nr.143 029), das wegen fokal-partiellen Krampfanfällen im Rahmen einer tuberösen Sklerose mit Topiramat 100 mg/Tag behandelt wurde (empfohlene Dosis für ein Kind mit einem altersentsprechenden Gewicht: 90 bis 160 mg/Tag). Wegen rezidivierendem Fieber bis 40 °C ohne sonstige Infektzeichen erfolgte die stationäre Aufnahme. Die bereits klinisch beobachtete Anhidrosis konnte durch einen negativen Schweißprovokationstest bestätigt werden. Laborchemisch zeigte sich eine kompensierte metabolische Azidose. Unter schrittweiser Reduktion der Dosis und Einleitung einer antikonvulsiven Therapie mit Levetiracetam klang die Symptomatik ab.
Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: Juni 2007) sind 688 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Gabe von Topiramat erfasst. Am häufigsten wurden Krampfanfälle unter laufender Therapie, Gewichtsverlust und Depression gemeldet. 15-mal wird Fieber als UAW genannt, und man findet einen weiteren Fall einer Anhidrosis bei einem zweijährigen Kind.
Störungen der Schweißsekretion (Oligohidrosis, Anhidrosis) mit einer resultierenden Erhöhung der Körpertemperatur sind bekannte Nebenwirkungen einer Therapie mit Topiramat und werden auch in der Fachinformation aufgeführt (2). Kinder sind davon häufiger betroffen als Erwachsene. Ursächlich ist vermutlich eine Hemmung von Isoenzymen der Carboanhydrase in Schweißdrüsen. Über diesen Mechanismus erklärt sich auch die metabolische Azidose, die bei einigen Patienten unter Topiramat beobachtet wird. Ähnliche Nebenwirkungen zeigen sich unter dem Antiepileptikum Zonisamid (Zonegran®), das ebenfalls die Carboanhydrase hemmen kann (3). Kürzlich publizierte Ergebnisse aus Tierversuchen zeigen, dass möglicherweise eine durch Topiramat verminderte Expression in den Schweißdrüsen von Aquaporin-5, einem Membrantransporter für Wasser, zur Hemmung der Schweißsekretion beiträgt (4).
In einer israelischen Studie, die 13 Patienten im Alter zwischen einem und 37 Jahren unter Medikation mit Topiramat untersucht hatte, zeigte sich bei neun Patienten eine reduzierte Schweißbildung, die jedoch nur in drei Fällen im Sinne einer Hitzeintoleranz symptomatisch war (5). Patienten und deren Eltern sollten vor der Therapie mit Topiramat auf Symptome wie vermindertes Schwitzen und erhöhte Körpertemperatur, insbesondere bei hohen Außentemperaturen und sportlicher Betätigung, aufmerksam gemacht und auf die Notwendigkeit ausreichender Flüssigkeitszufuhr unter der Therapie hingewiesen werden. Besondere Vorsicht ist geboten bei der Kombination mehrerer Substanzen, die eine Hemmung der Carboanhydrase bewirken können, wie Topiramat, Zonisamid und Sultiam (Ospolot®).
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert-Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: 0 30/40 04 56-5 55, E-Mail: info@akdae.de, Internet: www.akdae.de
1.
Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2006. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 2007.
2.
Janssen-Cilag GmbH: Fachinformatioin Topamax® Filmtabletten/Kapseln. Stand: Juni 2006.
3.
Cerminara C, Seri S, Bombardieri R et al.: Hypohidrosis during topiramate treatment: a rare and reversible side effect. Pediatr Neurol 2006; 34: 392–4.
4.
Ma L, Huang YG, Deng YC et al.: Topiramate reduced sweat secretion and aquaporin-5 expression in sweat glands of mice. Life Sci 2007; 80: 2461–8.
5.
Ben-Zeev B, Watemberg N, Augarten A et al.: Oligohydrosis and hyperthermia: pilot study of a novel topiramate adverse effect. J Child Neurol 2003; 18: 254–7.
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