

Depressionen beginnen heutzutage meist im Jugendalter. Gleichzeitig sind immer mehr junge Menschen betroffen. Aufgrund dieser Entwicklung bestehen Konsens und Evidenz dahingehend, dass Depressionen eine bedeutsame Problematik im Kindes- und Jugendalter darstellen. Aus diesem Grund stellt sich die Frage nach effektiven Therapieangeboten. Die Autoren haben 24 Studien zu pharmakologischen, elf Studien zu psychotherapeutischen und zwei Studien zur Kombinationsbehandlung geprüft. Sie stellten fest, dass bisher nur für einige selektive Serontoninwiederaufnahme-Hemmer (SSRI) (Fluoxetin, Citalopram, Sertralin) durchgängig positive Ergebnisse vorliegen. Das gilt ebenfalls für Kognitive Verhaltenstherapie (KVT), Interpersonelle Psychotherapie (IPT) und Familientherapie. Es gibt außerdem erste Hinweise, dass eine Kombinationsbehandlung (SSRI + KVT) Monotherapien gegenüber überlegen ist. Die bisherige Datenlage lässt jedoch keine Schlüsse über Langzeit- und Nebenwirkungen zu. Zudem wurden die meisten Studien ohne Kontrollgruppen und mit sehr kleinen Stichproben durchgeführt. Die Autoren kritisieren außerdem, dass viele Studien trotz der aktuellen Debatte die Effekte von Interventionen auf die Suizidalität unberücksichtigt lassen. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf das Lebensalter der Probanden. „Während in der pharmakologischen Forschung etwas mehr als die Hälfte der Studien Kinder unter zehn Jahre in ihre Studien einbeziehen, liegen uns nur zwei von elf Psychotherapiestudien vor, die Kinder unter zehn Jahre untersuchten“, schreiben die Autoren. ms
Pössel P, Hautzinger M: Effekte pharmakologischer und psychotherapeutischer Interventionen auf Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 2006; 34(4): 243–55.
Priv.-Doz. Dr. Patrick Pössel, Department of Psychology & Human Development, Vanderbilt University, Peabody College #512, 230 Appleton Place, US-Nashville, TN 37203-5701, E-Mail: patrick.poessel@vanderbilt.edu