

Kein Wunder, dass die Psychotherapeuten skeptisch sind, beziehungsweise diesen Unfug ablehnen. Oder können Sie mir sagen, wozu ich 1 200 Euro für einen Managementkurs ausgeben soll, um feststellen zu lassen, was sowieso keiner Managementüberprüfung bedarf? Meine Praxis, die ich allein führe, liegt ebenerdig, Praxisraum, Wartezimmer, die nur von Patienten benutzte Toilette sind rollstuhlgerecht, sauber, gepflegt und entsprechen allen hygienischen Vorschriften. Meine Praxisaufzeichnungen, -unterlagen entsprechen dem Standard (alles andere wäre sowieso schlicht dumm und unbequem). Die Abrechnung, Terminierung beziehungsweise Patientenerfassung erfolgt über ein spezielles Softwareprogramm. Die Praxis – sämtliche Aufzeichnungen, Patientenunterlagen – ist/sind während meiner Abwesenheit durch ein Alarmsystem gesichert. Soll ich vielleicht noch einen Bildschirm aufhängen, um dem eventuell wartenden Patienten – was höchstens einmal in 14 Tagen vorkommt – mitzuteilen, in fünf Minuten sei sein Termin? Und im Moment spräche ich mit seinem Vorgänger?
Dieses Qualitätsmanagement hat ein wunderbares neues Einnahmefeld erschlossen für diese sogenannten Managementseminar-Anbieter. Toll! Es lohnt sich sicherlich für große Arztpraxen oder vielleicht noch für Psychotherapeutenzusammenschlüsse, aber doch nicht für Einzelkämpfer, wie es nun einmal die meisten Psychotherapeuten sind. Um allein das Honorar für ein solches, in jeder Hinsicht unnötiges Managementseminar zu erarbeiten, benötige ich fast einen halben Monat.
Sibylle Krieger-Jung, Dipl. rer. nat. oec., Dipl. analyt. Psych., Psychologische Psychotherapeutin,
In den Bergen 51, 79585 Steinen