ArchivDeutsches Ärzteblatt38/2007Molekulare Bildgebung: Wenn Früherkennung ihren Namen verdient

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Molekulare Bildgebung: Wenn Früherkennung ihren Namen verdient

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PET-Bilder mit dem Pittsburgh- Compound-B-Tracer zur Frühdiagnose von Alzheimer- Demenz. Die Darstellungen zeigen von links nach rechts: einen normalen Befund, in der Mitte drei Befunde mit kognitiven Auffälligkeiten (mild cognitive impairment, MCI) und rechts eine leichte Alzheimer-Demenz.
PET-Bilder mit dem Pittsburgh- Compound-B-Tracer zur Frühdiagnose von Alzheimer- Demenz. Die Darstellungen zeigen von links nach rechts: einen normalen Befund, in der Mitte drei Befunde mit kognitiven Auffälligkeiten (mild cognitive impairment, MCI) und rechts eine leichte Alzheimer-Demenz.
Zu den großen Gesundheitsproblemen unserer Zeit gehören kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, maligne Tumoren und neurodegenerative Erkrankungen. „Nach unserem alten Modell behandeln wir diese Leiden meist erst in der Spätphase. Die molekulare Bildgebung wird in Zukunft mehr und mehr zur Früherkennung beim noch asymptomatischen Patienten beitragen“, wie Dr. Jean-Luc Vanderheyden (GE Healthcare) bei einem Pressegespräch in München ausführte.
Nicht nur in der Frühdiagnose und exakten Lokalisierung von Krankheitsprozessen und frühzeitigen Identifizierung von Risikopatienten, sondern auch in der Auswahl geeigneter Medikamente und im Monitoring therapeutischer Effekte wird die molekulare Diagnostik eine Rolle spielen. Schließlich wird die molekulare Medizin die Basis für die Entwicklung weiterer zielgerichteter Therapien sein, wie sie bereits in einigen Bereichen Einzug in den klinischen Alltag gehalten haben. „Wir bewegen uns damit immer weiter weg von toxischen Therapieformen, die mehr als die erkrankten Moleküle oder Strukturen angreifen“, sagte Vanderheyden.
Beispielhaft nannte Vanderheyden einige Entwicklungen der molekularen Bildgebung, die heute bereits abgeschlossen sind und in die Praxis Eingang gefunden haben beziehungsweise finden werden. Dazu zählt Pittsburgh-Compound-B (PiB), ein PET-Tracer, der sich an Amyloid im Gehirn bindet und damit Patienten mit drohender Alzheimer-Demenz bereits im Stadium eines leichten kognitiven Defizits identifizieren kann. Jährlich entwickeln zehn bis 15 Prozent dieser Patienten eine manifeste Demenz (Abbildung). Die Möglichkeit der Früherkennung wird jedoch erst dann wirklich nützlich sein, wenn es therapeutisch möglich ist, die Progression zur manifesten Demenz aufzuhalten. Auch auf diesem Gebiet läuft die Forschung auf Hochtouren.
In ähnlicher Weise trifft dies für DATScan zu, einen Biomarker, der ein dopaminerges Defizit weit vor den ersten motorischen Symptomen eines Morbus Parkinson aufdeckt. Die Anwendung geht Hand in Hand mit der Erforschung neuroprotektiver Eigenschaften vorhandener und künftiger Parkinsonmedikamente.
Kurz vor der Zulassung befindet sich mit AdreviewTM ein Biomarker für die sympathische Innervation des Herzens. In einem etwas früheren Stadium der Entwicklung ist der Angiogenesemarker GE-135, mit dem sich zusätzliche Erkenntnisse zur Aggressivität maligner Tumoren, insbesondere von Brustkrebs gewinnen lassen. FDG-Glucose kann als PET- oder CT-Marker den Metabolismus maligner Tumoren, zum Beispiel von Non-Hodgkin-Lymphomen, anzeigen und ermöglicht es, die Remissionschancen vor einer Therapie besser abzuschätzen.
Dr. med. Angelika Bischoff

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