KUNST + PSYCHE
Serie: Max Klinger, Ein Handschuh (5/6) – Triumph/ Huldigung


Wenn nun – mitten in der Serie – dem „Triumph“ die „Huldigung“ folgt, scheint die ambivalente Grundspannung zunächst im Hintergrund zu bleiben. Und doch: Es entsteht eine eigentümliche Situation, wenn von links ein dunkler Altar oder auch Bett ins Bild ragt, wobei es sich ebenso um ein Liebes- wie auch Totenbett handeln könnte. Schlaff liegt der Handschuh darauf, der im vorigen Bild noch prall gefüllt war. Der Schlaf als der „kleine Tod“ oder auch die „postkoitale Tristesse“ mögen in den Sinn kommen. Immerhin gehören die auf dem Wasser schwimmenden Rosen zu den Attributen der Venus. Wir befinden uns also weiterhin mitten im Liebestraum des Künstlers. H. W. Singer, der Herausgeber des Werkverzeichnisses der Druckgrafik, berichtete von Klingers Interesse an seinen eigenen Träumen: „Er sagte einmal, die schönste Zeit am Tage wäre der Morgen, zwischen Schlaf und Wachen. Da kämen ihm seine Bilder und Gedanken, (. . .) sodass er sie nachträglich auf das Papier werfen konnte.“
Aber noch ist der Protagonist nicht aufgewacht.
Hartmut Kraft
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