ArchivDeutsches Ärzteblatt44/2007Frühtest auf Alzheimer in Erprobung

AKTUELL: Akut

Frühtest auf Alzheimer in Erprobung

Meyer, Rüdiger

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LNSLNS US-Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der einen Morbus Alzheimer zwei bis sechs Jahre vor der klinischen Manifestation erkennen soll. In einer retrospektiven Studie in Nature Medicine (2007; doi:10.1038/nm1653) erzielte der Test eine 90-prozentige Genauigkeit. Ob er sich als Frühtest für den Morbus Alzheimer eignet, bleibt abzuwarten. Eine Validierung steht noch aus. Anders als frühere – und ausnahmslos gescheiterte – Früherkennungstests setzt die Gruppe um Tony Wyss-Coray von der Stanford-Universität nicht auf den Nachweis von Bestandteilen untergegangener Nervenzellen, die irgendwie den Weg in den Liquor cerebrospinalis oder sogar ins Blut gefunden haben könnten. Ihre Idee bestand darin, dass die pathologischen Veränderungen im Frühstadium eine Immunreaktion auslösen und dass Signalproteine ausgesandt werden, die dann auch im Blut nachweisbar sind. Daher bestimmten die Forscher in 259 archivierten Blutproben von Alzheimerpatienten aus den USA, aus Schweden, Polen und Italien 120 verschiedene Signalproteine. Tatsächlich fanden sie 18 Signalproteine, die beim Morbus Alzheimer vermehrt im Blut auftreten. Sie bildeten daraus ein „Panel“, welches die klinische Diagnose mit einer Genauigkeit von 90 Prozent „vorhersagte“.
Ergebnisse müssen validiert werden
In einer zweiten Kohorte von 47 Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen, einer potenziellen Vorstufe des Morbus Alzheimer, wurde die spätere Erkrankung in 91 Prozent der Fälle „vorhergesagt“, und zwar zwei bis sechs Jahre vor der klinischen Diagnose. Genau genommen wurde die Erkrankung nicht „vorhergesagt“, da die Untersuchungen an archivierten Blutproben vorgenommen wurden. Aus diesem Grund müssen die Ergebnisse in weiteren Kohorten validiert werden. Skepsis ist angebracht, da sich in der Vergangenheit mehrere Tests als unbrauchbar erwiesen haben.
Der derzeit am höchsten bewertete Alzheimertest wurde im Jahr 2006 von schwedischen Forschern in Lancet Neurology (2006; 5: 228–34) vorgestellt. Er weist erhöhte Konzentrationen bestimmter Plaque-Proteine im Liquor nach und erreichte in einer prospektiven Kohorte eine Sensitivität von 95 Prozent und eine Spezifität von 83 Prozent. Auch hier steht eine Validierung in anderen Kohorten noch aus. Andere Gruppen, etwa die norwegische Firma DiaGenic, setzen auf eine Kombination aus Gensignaturen und bildgebenden Verfahren. Rüdiger Meyer

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