KUNST + PSYCHE
Serie: Max Klinger, Ein handschuh (7/8): Ängste / Ruhe


„Ängste“ (1881), Opus Vl, Blatt 7 (Singer 119), Radierung, 14,3 × 26,8 cm
„Ruhe“ (1881), Opus Vl, Blatt 8 (Singer 120), Radierung, 14,3 × 26,7cm
Fotos: Eberhard Hahne
Fotos: Eberhard Hahne
Auch wenn im nächsten Bild offiziell „Ruhe“ einkehrt, sind wir als Betrachter inzwischen skeptisch geworden. Und so entdecken wir schon bald das kleine Untier, wie es unter dem Vorhang der Handschuhe hervorlugt. Es blickt auf ein kleines Tischchen, worauf der Handschuh liegt. Wenn wir auf die Beine des Tisches achten, erkennen wir, dass sie in Schlangenköpfen enden. Offensichtlich verweist uns der Künstler auf den Sündenfall – auf das Thema der Verführung. Ob der Handschuh den Apfel vertritt, werden wir auf dem nächsten Blatt sehen.
Wirklich beunruhigend wird die Szene aber erst, wenn wir uns den harmlos erscheinenden Girlanden zu beiden Seiten des Bildes zuwenden. Sie haben überhaupt keinen Halt im Bildgeschehen. Die nahe liegende Überlegung lautet, dass es sich um Verzierungen eines Spiegels handelt. Wenn wir es aber mit dem Blick in einen Spiegel zu tun haben, dann spielt sich die ganze Szene hinter dem Rücken des Betrachters ab. Hartmut Kraft
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