ArchivDeutsches Ärzteblatt PP11/2007Projekt „Ambulante Qualitätsindikatoren“: Das Geld soll der Qualität folgen

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Projekt „Ambulante Qualitätsindikatoren“: Das Geld soll der Qualität folgen

Rieser, Sabine

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LNSLNS „Patienten sollen wissen, welcher Arzt gute Qualität liefert und welcher nicht“, sagt KBV-Vorstand Dr. med. Andreas Köhler. Deswegen soll es ein Siegel geben.

Wem es wichtig ist, den Herstellern seiner Kleidung „textiles Vertrauen“ entgegenzubringen, der muss nach einem stilisierten Regenbogen mit Blume suchen. Der Vertrauensslogan und das Naturmotiv zieren Etiketten, auf denen Unternehmer garantieren, den „Öko-Tex- Standard 100“ einzuhalten. Wer Bioprodukte kaufen will, kann sich nach einem sechseckigen Schild mit dem Schriftzug „Bio“ umsehen. Es kennzeichnet als staatliches Siegel Produkte, deren Erzeuger sich nach der EG-Öko-Verordnung richten.
Wenn es nach Dr. med. Andreas Köhler geht, dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dann soll es auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte demnächst ein Gütezeichen geben: das bronzefarbene Deutsche Gesundheitssiegel (Textkasten). Denn die Zeiten, in denen Kontrolle gut und Vertrauen besser war, sind nicht nur bei T-Shirts und Schweinefleisch vorbei. Nach den Krankenhausärzten wächst der Druck auf die Niedergelassenen zu belegen, dass und wie sie Patienten qualitätsgesichert versorgen. So müssen alle ambulanten Einrichtungen bis zum Jahr 2010 nachweisen, dass sie ein umfassendes Qualitätsmanagement installiert haben. Der Gesetzgeber hat zudem durch Vorgaben im Sozialgesetzbuch V klargestellt, dass er auf Dauer eine sektorenübergreifende Qualitätsausrichtung erwartet (siehe Titelgeschichte DÄ, Heft 24/2007).
Die Ärzte brauchen sich
nicht zu verstecken
Das alles bringt die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und die KBV in Zugzwang. „Die Qualität ärztlicher Leistung wird künftig maßgeblich darüber entscheiden, wer im Wettbewerb um die beste Versorgung bestehen kann und wer nicht“, sagte Köhler unlängst. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte brauchten sich nicht zu verstecken, ihre Qualität sei gut. Das will die KBV nun beweisen. Deshalb arbeitet sie an einem Projekt namens „Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen“, kurz AQUIK.
Selbstverpflichtung:
keine zusätzliche Bürokratie
Ein „Indikatorenset“ soll die Qualität der ärztlichen Arbeit transparent und vergleichbar machen, betonte Köhler bei der Präsentation. Dafür wurde von einem Team unter Leitung von KBV-Referentin Dr. med. Susanne Kleudgen analysiert, welche Sets national und international bereits entwickelt und eingesetzt werden und ob sie auf die deutsche Versorgungssituation übertragbar wären. Informationen zur Ausgangssituation und zur Akzeptanz von Qualitätsindikatoren lieferte eine Befragung von rund 200 medizinischen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Patientenorganisationen. Das Resultat der Arbeit liegt nun in Form einer Datenbank vor.
Im nächsten Schritt wird aus den Ergebnissen der Befragung und dem Material der Datenbank ein „Starterset“ entwickelt und in Pilotpraxen getestet. Ein solches Qualitätsindikatoren-Set solle keine zusätzliche bürokratische Belastung verursachen, versicherte Köhler: „Wir werden nur Daten verwenden, die ohnehin erhoben werden.“
Dass viele Ärztinnen und Ärzte sich für eine formalisierte Qualitätsausrichtung nicht begeistern können, weiß Köhler. Doch er weist darauf hin, dass in Zeiten knapper Mittel das Geld dahin fließen muss, wo der Nutzen am größten ist und die Qualität stimmt. „Und genau hier kommt dann ins Spiel, was mit diesem Projekt ebenfalls verbunden ist“, ergänzt er, „die Möglichkeit, Vergütungsanteile auch in Deutschland an die nachgewiesene Qualität zu knüpfen.“
Sabine Rieser

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