ArchivDeutsches Ärzteblatt46/2007Anti-Aging-Medizin: Hoffnung oder Humbug? Schlusswort
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LNSLNS Den Ausführungen von Prof. Koch ist zuzustimmen. Im Anti-Aging-Bereich gibt es einen grauen Markt, der mit teilweise dubiosen Angeboten arbeitet. Überdosierungen können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Vor allem gilt dies für die hormonelle Substitution. Ziel meines Beitrages war es, darauf hinzuweisen, dass derartige Therapien immer ärztlich verordnet, individuell angepasst und nach entsprechender Diagnostik erfolgen dürfen.
Weniger nachvollziehbar sind dagegen für mich die Ausführungen von Frau Prof. Dören. Die WHI-Studie ist zur Bewertung der HRT sicherlich wichtig, stellt jedoch nicht die alleinige Grundlage dar. Sonst müssten wir künfig Frauen zur Brustkrebsprophylaxe eine Östrogen-Monotherapie empfehlen. In dem entsprechenden Arm der WHI-Studie zeigte sich nämlich eine signifikante 33-prozentige Reduktion von invasivem Brustkrebs (HR 0,67; KI 0,47 bis 0,97). Wer Evidenz nicht nur in der WHI-Studie begründet sieht, wird sich einer derartigen Empfehlung wohl kaum anschließen.
Bezüglich des kardiovaskulären Risikos hat die differenzierte Auswertung der WHI-Studie in jüngster Zeit ebenfalls Ergebnisse gebracht, die dem von Frau Doeren einseitig negativ gezeichneten Bild widersprechen. So zeigte sich im Östrogen-Arm für die Gruppe der 50- bis 59-jährigen Patientinnen eine 34-prozentige signifikante Risikoreduktion bei Auswertung der Herzinfarkte und kardialen Todesfälle (1). Mittels CT ließ sich eine 30- bis 50-prozentige signifikante Reduktion im Calciumscore im Vergleich zu Placebo feststellen (2). Entgegen den Ausführungen von Frau Dören war in dieser Altersgruppe auch das Risiko für Schlaganfälle nicht erhöht.
Die gleiche, jüngste Auswertung der WHI zeigt bei Einbeziehung sämtlicher Frauen unter 60 Jahren (Östrogen- und Östrogen-Gestagen-Arm) eine signifikante Reduktion der allgemeinen Mortalität (HR 0,70; KI 0,51–0,96). Dieser harte Studienendpunkt zeigt die Möglichkeit jenes „zeitlichen Fensters“, in dem eine differenzierte und individualisierte HRT mehr Nutzen als Risiken bietet. Im Übrigen hat die Neubewertung der HRT unter dem Gesichtspunkt einer altersadjustierten Verordnung längst Eingang sowohl in die nationalen (3) wie auch in die internationalen Leitlinien (4) gefunden.

Dr. med. Bernd Kleine-Gunk
Euromed Clinic, Europa-Allee 1, 90763 Fürth
E-Mail: kleine-gunk@euromed.de

Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
1.
Hsia J et al.: Estrogen equine estrogens and coronary heart disease. Arch Intern Med 2006; 166: 357–65. MEDLINE
2.
Manson JE et al.: Estrogen therapy and coronary-artery calcification. NEJM 2007; 356: 2591–602. MEDLINE
3.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.: Anwendungsempfehlungen zur Hormonersatztherapie im Klimakterium und in der Postmenopause. Frauenarzt 2006; 47: 494–5.
4.
International Menopause Society. IMS updated recommendations on postmenopausal hormone therapy. Climacteric 2007; 10: 181–94. MEDLINE
1. Hsia J et al.: Estrogen equine estrogens and coronary heart disease. Arch Intern Med 2006; 166: 357–65. MEDLINE
2. Manson JE et al.: Estrogen therapy and coronary-artery calcification. NEJM 2007; 356: 2591–602. MEDLINE
3. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.: Anwendungsempfehlungen zur Hormonersatztherapie im Klimakterium und in der Postmenopause. Frauenarzt 2006; 47: 494–5.
4. International Menopause Society. IMS updated recommendations on postmenopausal hormone therapy. Climacteric 2007; 10: 181–94. MEDLINE

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

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