

Wobei seit Urzeiten hierfür auch das Schachspiel empfohlen wurde. Als Ibn Masawaihi, der Leibarzt des Kalifen Harun al-Rashid (welch Letzterer selbst dem „königlichen Spiel“ zugetan war), gefragt wurde, ob das Schachspiel auch während einer Krankheit empfehlenswert sei, antwortete er, dass es im Allgemeinen erlaubt und nur in besonderen Fällen nicht ratsam sei. Und Ibn al-Mu’taz meinte gar: „Das Schachspiel ist immer da, wenn wir es brauchen. Es lindert den Schmerz, es hält ab den Trinker vom Exzess, und droht uns Gefahr, bedrückt uns die Angst, so ist es ein Freund in unserer Einsamkeit.“
An all das musste ich denken, als mir wieder ein Gedicht von Gottfried Keller vor Augen kam:
Die Hoffnung, das Verlorensein
Sind gleicher Stärke in mir wach,
Die Lebenslust, die Todespein,
Sie ziehen auf meinem Herzen Schach.
Ich aber, mein bewusstes Ich,
Beschau’ das Spiel in stiller Ruh,
Und meine Seele rüstet sich
Zum Kampfe mit dem Schicksal zu.
So beschaulich war es sicher nicht, als beim letzten Ärzteturnier Dr. med. Ulrich Schulze-König aus Münster (laut Theodor Heuss neben Bamberg – ausnahmsweise diesmal kein weiteres Wort über Letzteres – die schönste Stadt Deutschlands) gegen Dr. med. Reinhard Kennemann aus Essen (dessen Schönheit zu künden inzwischen unnötig ist) antrat, denn unter dem unerbittlichen Diktat der Schachuhr mussten die Züge schnell gefunden werden. Was beide nicht daran hindert, sich selbst immer wieder das Heilmittel „Schach“, auch unter diesen erschwerten Umständen, zu verschreiben.
Hier dachte Dr. Schulze-König als Weißer mit seinem letzten Springerzug nach e6, der schwarze Dame und Turm gleichzeitig aufspießte, wertvolle Beute zu erobern. Doch dabei hatte er eine tückische Antwort Dr. Kennemanns als Schwarzer übersehen, wonach plötzlich sogar er Material einbüßte. Wie kam’s?
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