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Dem ungeklärten Schlaganfall auf der Spur


Der Hamilton-Roboter, den die Universität Rostock nun in Betrieb nimmt, kann Proben von 96 Patienten gleichzeitig in nur 36 Stunden genetisch analysieren. Zunächst isoliert er das Erbgut aus Blutproben. Dann prüft er die Gene auf mögliche Defekte hin. Und schließlich speichert er bis zu 7 000 Proben bei minus 80 °C in einer Biobank, einer vollautomatischen Lagerstätte. Die Anlage ist in Europa einmalig. „Die Technologie ist ein Quantensprung für die Erforschung von Gendefekten als Ursache von Krankheiten“, erläutert Prof. Dr. med. Arndt Rolfs (Stellvertretender Direktor der Klinik für Neurologie und Poliklinik der Universität Rostock und Leiter des Neurobiologischen Labors der Klinik). „Damit schreiben wir das Kapitel des Schlaganfalls bei jungen Patienten neu.“
Infarkt bei Jüngeren durch M. Fabry?
Rolfs koordiniert die internationale Studie, an der europaweit 46 Zentren in den Ländern Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Portugal und Spanien teilnehmen werden. Hintergrund des internationalen Forschungsprojekts namens „Stroke in Young Fabry Patients“ (sifap) ist es, dass die seltene, genetisch bedingte Stoffwechselkrankheit Morbus Fabry Schlaganfälle auslösen kann.
Finanziert wird das Projekt über eine Partnerschaft zwischen der Universität Rostock und einem Biotech-Unternehmen. „Diese Kooperation erlaubt es uns, in einer so großen Studie Ergebnisse mit einer bislang nicht erreichten Aussagekraft zu erzielen“, sagt Rolfs.
Morbus Fabry sei vermutlich deutlich häufiger die Ursache für einen Schlaganfall als bislang angenommen. Weil sich ein Zusammenhang zwischen einem Hirninfarkt und M. Fabry mit bildgebenden Verfahren nicht darstellen lässt, ist beim europäischen Neurologenkongress in Brüssel im September vorgeschlagen worden, jeden jüngeren Patienten mit Apoplex oder transienter ischämischer Attacke genetisch auf die Stoffwechselerkrankung zu testen. nsi
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