ArchivDeutsches Ärzteblatt49/2007Qualitätsmanagement Innere Medizin (QMI)
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Qualitätsmanagement: Alltagstaugliche Tipps

Seit Anfang 2006 besteht nach den §§ 135 und 136 Sozialgesetzbuch V für niedergelassene Vertragsärzte die Pflicht zum Qualitätsmanagement; ihnen wird somit das gleiche Schicksal zuteil, über welches die Klinikärzte schon länger fluchen. Das Werk zum Qualitätsmanagement (QM) in der Inneren Medizin liegt als lose Karteikartensammlung vor, ist in drei Teile aufgegliedert – „Einleitung“, „allgemeiner Teil“ und „spezieller Teil“ – und bleibt somit dem formalen Konzept zufolge erweiterbar.
Die herausgebenden Autoren können zwei Lagern zugewiesen werden: Berndt Birkner als niedergelassener Gastroenterologe und Malte Ludwig als angiologischer Chefarzt einer Klinik gehören dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) an, Franziska Diel und Bernhard Gibis sind vom Dezernat Versorgungsqualität und Sicherstellung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, insgesamt sind noch 26 weitere Autoren am Werk beteiligt.
Die Quintessenz ist einfach auf den Punkt zu bringen: Alles menschliche Handeln ist dauerhaft hinsichtlich Güte und Effizienz kritisch zu hinterfragen, vor allem wenn es berufsbedingt einer Konkurrenz ausgesetzt ist; kurzum, es soll QM betrieben werden. Diel und Gibis haben dieses für den Bereich der ärztlichen Praxis mittels „QEP“ (Qualität und Entwicklung in Praxen) subsumiert und Erfahrungen aus einem Pilotprojekt mit 60 Praxen und anschließender zweijähriger Realisierung in „der Breite“ einfließen lassen. Der BDI wollte nun eine auf die internistische Praxis heruntergebrochene und somit deutlich abgespeckte Version des QEP entwickeln, in welche obendrein fachliche Handlungsempfehlungen auf Leitlinienbasis und „Qualitätsmessung anhand von Indikatoren“ integriert werden sollten – die Geburt von QM Innere Medizin (QMI) „mit den Eltern Berufsverband und wissenschaftliche Gesellschaft“, die dabei Hand in Hand gehen. Hierin sollen alltagstaugliche Tipps und Kniffe dem Arzt die Praxisführung vereinfachen, Ablaufsicherheiten vermitteln, systemische Fehler aufdecken und Kosten sparen. Warum nun der Gesetzgeber den Mediziner zu seinem Glück zwingen will und ihn zu QM verpflichtet, versteht Diel nicht – ich übrigens auch nicht.
Die weiteren zwei herausgebenden Autoren Birkner und Ludwig schreiben inhaltlich zu ihren jeweiligen internistischen Subspezialisierungen und gemeinsam mit den verbleibenden 26 Autoren in den Kapiteln Angiologie, Endokrinologie, Gastroenterologie, Hämatologie/Onkologie, Kardiologie, Nephrologie, Pulmologie und Rheumatologie. Während die Informationen im allgemeinen Teil mitunter recht banal erscheinen, sind andere im speziellen Teil ebenso interessant wie nützlich. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass der große Arbeitsmehraufwand für den Arzt darin besteht, unter anderem den Arbeitsschutz- und Medizinproduktgesetzen sowie dem Datenschutz und der Hygieneordnung zu entsprechen, und dass QM hier nur deren Verwaltung übernimmt und somit nicht als die Wurzel des Übels zu sehen ist. Dass übrigens das gesamte Qualitätsmanagement vor geraumer Zeit von der Lufthansa entwickelt wurde, erschließt sich dem Leser bereits beim Studieren der Einleitung des Buchs, das Jonglieren von Begrifflichkeit und Definitionen ist einfach nur zum „in die Luft gehen“. Wobei zur Ehrenrettung der Autoren festzuhalten bleibt, hier trauten sich mutige Ritter mit gutem Handwerkszeug in ein sehr unbeliebtes und schwieriges Terrain. Oliver Andreas Burgstett

Berndt Birkner, Franziska Diel, Bernhard Gibis, Malte Ludwig: Qualitätsmanagement Innere Medizin (QMI). Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007, 300 Seiten, Loseblattwerk im Ringordner, 99,95 Euro

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