ArchivDeutsches Ärzteblatt49/2007Thromboseprophylaxe: Rivaroxaban vereinfacht die Antikoagulation

PHARMA

Thromboseprophylaxe: Rivaroxaban vereinfacht die Antikoagulation

Vetter, Christine

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS Vorteile gegenüber den herkömmlichen Antikoagulanzien und damit spürbare Fortschritte bei der Thromboseprophylaxe und -therapie verspricht der Wirkstoff Rivaroxaban, der erste Vertreter der oralen direkten Faktor-Xa-Inhibitoren. Der Wirkstoff zeichnet sich durch eine gute klinische Wirksamkeit aus und senkt die Thrombosegefahr bei orthopädischen Eingriffen signifikant stärker als die niedermolekularen Heparine. Das belegen die Daten der RECORD-3-Studie*, der ersten Phase-III-Studie, deren Ergebnis Studienleiter Prof. Michael Rud Lassen (Kopenhagen) beim 21. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostase in Genf vorgestellte.
In die RECORD-3-Studie – eine Einzelstudie des umfassenden Prüfprogramms zu Rivaroxaban mit mehr als 40 000 Patienten – wurden 2 531 Patienten, die einen Kniegelenksersatz erhielten, eingeschlossen. Doppelblind randomisiert wurden 1 254 Patienten 14 Tage lang mit einmal täglich 10 mg Rivaroxaban (beginnend sechs bis acht Stunden postoperativ) behandelt, 1 277 Patienten erhielten 40 mg Enoxaparin täglich (beginnend mit der ersten Injektion am Abend vor der Operation). Nach zwei Wochen wurde eine Venografie durchgeführt, gefolgt von einer Follow-up-Phase über 42 Tage.
Beim primären Endpunkt, der sich aus der Rate tiefer Venenthrombosen, nicht tödlicher Lungenembolien und der Gesamtmortalität zusammensetzte, erwies sich Rivaroxaban als signifikant überlegen. Konkret senkte der Faktor-Xa-Hemmer den kombinierten Endpunkt um 49 Prozent (18,9 versus 9,6 Prozent) und damit statistisch signifikant stärker (p < 0,001) als Enoxaparin. „Auch jeder einzelne Parameter wurde besser beeinflusst“, erläuterte der dänische Mediziner. Eindeutig überlegen sei Rivaroxaban auch bei den sekundären Endpunkten, die als schwerwiegende thromboembolische Komplikationen (proximale tiefe Venenthrombose, Lungenembolie und VTE-spezifischer Tod) und als symptomatische Venenthrombosen definiert waren.
So sei unter Rivaroxaban bei einem Prozent der Patienten eine schwerwiegende Venenthrombose registriert worden, gegenüber 2,6 Prozent unter Enoxaparin. „Das entspricht einer statistisch eindeutig ausgeprägteren Risikoreduktion“, erklärte Lassen. Vergleichbare Daten seien bezüglich der Inzidenz der symptomatischen Venenthrombosen erhoben worden (Rivaroxaban 1,0 versus 2,7 Prozent unter dem niedermolekularen Heparin).
„Die bessere Wirksamkeit wird aber nicht mit einem höheren Blutungsrisiko erkauft“, betonte Lassen und belegte dies mit Zahlen: Die Rate schwerer Blutungen war in beiden Studienarmen mit 0,5 (Enoxaparin) respektive 0,6 Prozent (Rivaroxaban) vergleichbar. Die allgemeine Verträglichkeit sei ebenfalls gut gewesen, es habe vor allem keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen oder eine potenzielle Lebertoxizität gegeben.
Routineüberwachung der
Gerinnung überflüssig
Das vergleichsweise breite therapeutische Fenster, die fixe Dosierung, die lineare Dosis-Wirkung-Beziehung und die dadurch gute Vorhersagbarkeit der Wirkung, die ein regelmäßiges Gerinnungs-Monitoring überflüssig mache, nannte Prof. Alexander Turpie (Hamilton/Kanada) als wesentliche Vorzüge des neuen Antithrombotikums, das als Xarelto® in den Handel kommen soll.
Vorteilhaft sei ferner die orale Verfügbarkeit, die nur einmal tägliche Einnahme, der rasche Wirkeintritt und die Tatsache, dass weder Interaktionen mit der Nahrung noch mit anderen Arzneimitteln zu befürchten seien, meinte der Mediziner abschließend. Turpie: „Die orale Gabe und die zuverlässige und vorhersagbare Wirkung ohne Notwendigkeit eines Monitorings ist ein großes Plus für Arzt und Patient.“ Christine Vetter

Satellitensymposium „From vitamin K antagonist to targeted anticoagulant therapy“ 2007 anlässlich des 21. Kongresses der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) in Genf, Veranstalter: Bayer Schering Pharma

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote