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Ambulante Psychotherapie: Zunahme um 61 Prozent in sieben Jahren


Ein Schwerpunktthema des Reports waren psychische Störungen und Verhaltensstörungen, von denen 28 Prozent der Bevölkerung 2006 betroffen waren. Ein Ergebnis: Zwischen 2000 und 2006 ist die Zahl der genehmigten ambulanten Psychotherapien um 61 Prozent gestiegen. Am häufigsten nahmen dabei Frauen der Geburtsjahrgänge 1971 bis 1980 eine Psychotherapie in Anspruch. Mit Ausnahme des Kindes- und frühen Jugendalters machen Frauen grundsätzlich häufiger eine Therapie als Männer. Hauptanlass für eine Genehmigung war die Diagnose Depression (29 Prozent), gefolgt von „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen“ sowie somatischen Beschwerden. Die Erstgenehmigungen verteilen sich etwa gleich auf psychoanalytisch orientierte Therapeuten (48,5 Prozent) und Verhaltenstherapeuten (51,5 Prozent).
Ausgehend von der Hypothese, dass eine Psychotherapie zu einer reduzierten Inanspruchnahme des Gesundheitssystems führt, analysierte der Report ambulante Arztkontakte und Arzneiverordnungen vier Quartale vor und neun Quartale nach der Genehmigung. Beobachtet wurde, dass die Inanspruchnahme zwei Jahre nach Aufnahme einer Kurzzeittherapie auf dem gleichen Niveau war, wie ein Jahr davor. Für eine Aussage über Langzeittherapie reichte der Beobachtungszeitraum nicht aus. Positiv davon weichen Patienten ab mit der Diagnose „Reaktionen auf schwere Belastungen“: Die Ergebnisse zu Arztkontakten und Arzneiverordnungen sprechen für einen Rückgang der somatischen Beschwerden bei therapierten Betroffenen.
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Schwartz vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), das die Auswertung der Daten und die bundesweite Hochrechnung vorgenommen hat, fordert angesichts „der eher begrenzt erscheinenden Effekte“ weitere versorgungsrelevante Studien zur Wirksamkeit von ambulanten Psychotherapien. PB
Grafik
Best, Dieter
Deister, Frank Roland
Stolley-Mohr, Jörg