

Neuro ist „in“, und so wird der Büchermarkt zusehends von einer Fülle populärwissenschaftlicher Werke zum Thema überschüttet, wo sich die wenigen lesenswerten Veröffentlichungen von den kaum „preiswerten“ deutlich abheben – leider gehört das Taschenbuch in die letztere Kategorie. Zunächst scheint der Ansatz einer „neuro-ökonomischen“ Herangehensweise an die Thematik interessant, wenn auf die Instrumentalisierung der Psychologie in der vergangenen wie neueren Geschichte eingegangen wird, oder ausgehend vom homo oeconomicus die Suche nach neurowissenschaftlicher Erkenntnis in einen etwas anderen Bedeutungszusammenhang gestellt wird. Doch alsbald verliert sich der Autor einmal im schulmeisternden Bedenkenträgertum angesichts einer bunt zusammengeschusterten schönen, neuen Welt, um dann, augenscheinlich von eigener fantasievoller Gereiztheit übermannt, aufzuzeigen, dass alles möglich scheint und möglich sein wird – aber auch schlechter Science-Fiction schlicht schlechter Science-Fiction bleibt. Abgesehen von sachlichen Fehlern – die Computertomografie wird so offensichtlich mit der funktionellen Magnetresonanztomografie gleichgesetzt – fliegen uns „Blue Brain“, Neuromanagement, Neuromarketing und die Neurosociety nur so um die Ohren, und ehe uns das Hören vergeht, legen wir schließlich das Buch gelangweilt zur Seite und hätten uns mehr gehaltvolle Hemmung denn rundumschlagende Erregung in der neuronalen Matrix des Autors gewünscht. Michael Noll-Hussong
Friedhelm Schwarz: Der Griff nach dem Gehirn. Wie Neurowissenschaftler unser Leben verändern. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2007, 206 Seiten, kartoniert, 8,90 Euro