

So räumt der Autor ebenso mit dem Mythos auf, dass Zeit Geld ist. Während alle Welt die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung erhöht und immer schneller immer mehr Informationen aufnehmen will, gibt Klein zu bedenken, dass der Einzelne nicht mehr Informationen aufnehmen sollte, als er für sein Leben und für seine Orientierung benötigt. Der Autor macht damit vertraut, wie Kinder den Umgang mit der Zeit lernen, wie Zeitvorstellungen bereits früh vermittelt werden und zu unhinterfragten Tabus werden können. Klein beschreibt, wie es Menschen gelingen kann, sich von der „Eilkrankheit“ zu befreien und die eigene Zeitsouveränität wieder zu erlangen. In Momenten von Zeitlosigkeit können Erfahrungen des Flow (Mihaly Csikszentmihalyi) gemacht werden, in denen wir uns sehr lange konzentrieren können, ohne zu ermüden. Um diesen Zustand zu erreichen, müssen allerdings äußere Rahmenbedingungen stimmig und ein innerer Balancezustand erreicht sein. Der Autor macht mit den unterschiedlichen Zeitkonzepten der Uhrzeit und der Ereigniszeit (hier ist die tatsächliche Dauer einer Tätigkeit bestimmend) vertraut und berichtet über andere Kulturen, die nach der Ereigniszeit leben. Der Autor macht mit gesellschaftlichen Trends bekannt, bei denen Gruppen und Initiativen in einem emanzipatorischen Gesamtprozess Entwicklungen fördern, die zu einer neuen Zeitkultur führen können.
Es gibt viele Bücher, die sich mit dem Thema Zeit beschäftigen, dieses ist eins, in dem es Klein gelingt, eine Menge bedenkenswerter Information zum Umgang mit der Zeit auf eine sehr ansprechende Art und Weise darzustellen. Klein weist sich als profunder Kenner aus. Das Wissen des Autors kommt nicht von ungefähr, er hat neben einer intensiven theoretischen Beschäftigung mit dem Thema viele Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit Menschen gesammelt, die er als Coach beraten und begleitet hat. Joachim Koch
Olaf Georg Klein: Zeit als Lebenskunst. Wagenbach Verlag, Berlin, 2007, 208 Seiten, gebunden, 18,90 Euro
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