MEDIZIN: Referiert
Wer soll sich koloskopieren lassen?


Koloskopie. Anspruch auf Früherkennung des kolorektalen Karzinoms haben alle ab dem 55. Lebensjahr.
Polnische Autoren zeigten anhand von Daten von 50 148 Personen auf, wie viele Personen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und
familiärer Belastung einmalig koloskopiert werden müssen, um ein kolorektales Karzinom zu entdecken. Für die Altersklasse 40 bis 49 sind dies bei Männern 30, bei Frauen 32; in der Gruppe der 50- bis 54-Jährigen sind es 18 beziehungsweise 31, in der Altersgruppe 55 bis 59 sind es 12 beziehungsweise 23 und für die zwischen 60 bis 66 Jahre sind es 10 beziehungsweise 19. Voraussetzung für alle war, dass keine familiäre Belastung vorliegt. Lässt sich anamnestisch eine familiäre Belastung nachweisen, liegen die Zahlen deutlich niedriger, nämlich für Männer zwischen 40 und 49 bei 20, zwischen 50 und 54 bei 13, zwischen 55 und 59 bei 8 und zwischen 60 und 66 bei 6. Die entsprechenden Zahlen für Frauen betrugen 32, 20, 18 und 16 je nach Altersgruppe.
Die Wahrscheinlichkeit eines Kolonmalignoms steigt somit mit
dem Alter um etwa das Dreifache, mit positiver Familienanamnese und bei männlichen Patienten jeweils um das Zweifache. Mit diesen Zahlen können vielleicht Patienten direkt über die Wahrscheinlichkeit, mit der bei ihnen ein Karzinom entdeckt wird, informiert und zur Vorsorgekoloskopie motiviert werden. Ob durch die Vorsorgekoloskopie die Prognose des kolorektalen Karzinoms in Deutschland nachhaltig verbessert werden kann, lässt sich erst in 5 bis 10 Jahren eindeutig beurteilen. w
Regula J et al.: Colonoscopy in colorectal cancer screening for detection of advanced neoplasia. N Engl J Med 2006; 355: 1863–72.
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