

Dem Kollegen Claus Ruda ist zu danken, wieder mal auf „den Klassiker“ hingewiesen zu haben: auf die missliche Lage der GKV durch den „Psychoboom“ mit seiner ausufernden ambulanten Psychotherapie bei fragwürdiger Indikationslage . . . 300 000 Patienten pro Jahr und fast 20 000 Behandler(inne)n – das sind einfach zu viele. Interessant dabei der Zahlenvergleich des Kollegen, der schlüssig die Zunahme von Behandlern(inne)n seit 1941 belegt. Eine beweiskräftige Idee, die uns wieder auf verloren gegangene Grundlagen zurückführt. Das Jahr 1941 kam mit nur 241 Teilnehmenden an der psychotherapeutischen „Versorgung“ aus. Kann es uns gelingen, diesen Zustand wiederherzustellen? 1941: Die Phasen demokratischer Verweichlichung waren noch nicht mal am Horizont auszumachen. Die deutsche Jugend war gemäß Führerwunsch „zäh wie Leder, flink wie Windhunde, hart wie Kruppstahl“. Wir hatten immerhin fast ganz Europa mithilfe dieser Jugend besiegt und besetzt. Auch wurden beispielsweise deshalb viel weniger Psychiater oder Orthopäden – von Psychotherapeuten ganz zu schweigen – gebraucht, weil behindertes, gar unarisches, sprich: „unwertes Leben“, einfach „entsorgt“ wurde. War nicht die ganze Psychoanalyse überhaupt völlig „verjudet“? . . . Bei Filbinger und anderen hieß es: „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.“ . . . Filbinger und andere nannte man „furchtbare Juristen“. Offenbar gibt es auch dieselbe Kategorie unter Ärzten. In diesem Sinne finde ich den ganzen scheinbar so harmlos-ratlos daherkommenden Leserbrief des Kollegen Ruda so skandalös wie hinterhältig.
Dr. med. Karl-Rüdiger Hagelberg,
Alte Rabenstraße 14, 20148 Hamburg