ArchivDeutsches Ärzteblatt1-2/2008Humanpathogene Papillomviren und Zervixkarzinom – Entwicklung und derzeitiger Stand der ersten Impfstoffe gegen humanpathogene Papillomviren: Geringe Wirksamkeit
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LNSLNS Die FUTURE II-Studie (1) zeigt eine deutlich geringere Wirksamkeit der HPV-Impfung als von den Autoren in ihrem euphorischen Artikel behauptet: ihre Effektivtät liegt für alle zervikal bedingten Läsionen bei nur 17 %. Für hochgradige Muttermunddysplasien, dem besten Surrogatparameter für Zervixkarzinome, lässt sich statistisch überhaupt kein Nutzen der HPV-Impfung nachweisen (2).
In einem Leitartikel des New England Journal of Medicine (3) wird die Wirkung der HPV-Impfung daher als bescheiden bezeichnet; ein Nutzen der Impfung für das Gesundheitswesen sei nur im allergünstigsten Fall zu erwarten. Demgegenüber steht die über 90-prozentige Wirksamkeit der nebenwirkungsfreien Krebsvorsorgeuntersuchung. Fazit: Wer sich impfen lässt, muss dennoch zur Vorsorgeuntersuchung, wer zur Vorsorguntersuchung geht, braucht keine Impfung.
Neben der bisher nicht ausreichend belegten Wirksamkeit hätten auch andere ungeklärte Probleme wie Serotype-Replacement, Nebenwirkungen, die unklare Wirkdauer und der mögliche negative Effekt auf die Motivation für die Vorsorgeuntersuchung Gründe für eine abwartendere Haltung der STIKO sein müssen.
Die HPV-Impfempfehlungen müssen nicht zuletzt wegen der massiven Lobbyarbeit der Hersteller kritisch betrachtet werden: Auch in Deutschland erhielten Entscheidungsträger im Vorfeld der Impfempfehlung Gelder von den beiden Impfstoffherstellern, und dass einer der Autoren unmittelbar am Verkauf der in seinem Artikel beworbenen Arzneimittel verdient, wirft ebenfalls Fragen auf.
Bevor ein Impfprogramm eingeführt wird, das durch seine exorbitanten Kosten die Beiträge zu den Gesetzlichen Krankenkassen um bis zu 0,1 % anheben könnte, müssen in einem „Health Technology Assessment“ Kosten, Nutzen und Sicherheit mit anderen Maßnahmen zur Krebsprävention verglichen werden, etwa mit Anti-Raucherkampagnen oder Aufklärungsprogrammen zu gesunder Lebensführung und Krebsvorsorge. DOI: 10.3238/arztebl.2008.0022a

Dr. med. Martin Hirte
Dr. med. Steffen Rabe
Dr. med. Stefan Schmidt-Troschke
„Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V.“
Gerhard-Kienle-Weg 4
58313 Herdecke
1.
FUTURE II Study Group: Quadrivalent vaccine against human papillomavirus to prevent high-grade cervical lesions. N Engl J Med 2007, 356: 1915–27. MEDLINE
2.
Arznei-Telegramm: HPV-Impfstoff Gardasil: Nutzen zu hoch eingeschätzt? AT 2007; 38: 57–9.
3.
Sawaya GF, SMith-McCune K: HPV vaccination – more answers, more questions. N Engl J Med 2007; 19: 1991–3. MEDLINE
1. FUTURE II Study Group: Quadrivalent vaccine against human papillomavirus to prevent high-grade cervical lesions. N Engl J Med 2007, 356: 1915–27. MEDLINE
2. Arznei-Telegramm: HPV-Impfstoff Gardasil: Nutzen zu hoch eingeschätzt? AT 2007; 38: 57–9.
3. Sawaya GF, SMith-McCune K: HPV vaccination – more answers, more questions. N Engl J Med 2007; 19: 1991–3. MEDLINE

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