MEDIZIN: Diskussion
Humanpathogene Papillomviren und Zervixkarzinom – Entwicklung und derzeitiger Stand der ersten Impfstoffe gegen humanpathogene Papillomviren: Nutzen nicht erwiesen
Human Papillomavirus and Cervical Cancer - Current Status of Vaccination Against Human Pathogenic Papillomavirus: Efficacy Unproven


Eine nicht weiter bezifferbare, aber wohl Minderheit von Mädchen/Frauen in Deutschland hat eine persistierende HPV-Infektion, was zu Gebärmutterhalskrebs führen kann, aber nicht muss.
Ein systematischer Review findet keine Evidenz, dass Inzidenz oder Mortalität des Zervixkarzinoms durch HPV-Impfstoffe vermindert sind (2). NNTs zur Einschätzung des Nutzens der Impfung zeigen dies: Bestünde lebenslanger Impfschutz, so müssten 324 Mädchen für ein verhindertes Karzinom geimpft werden, wirkt die Impfung 30 Jahre immerhin 9 080 Mädchen (3). Dies sind hypothetische Zahlen bei unbekannter Dauer des Impfschutzes. Dem bei der Herstellerfirma von Gardasil arbeitenden Erstautor kann wohl nicht unterstellt werden, als ungünstig einzustufende Zahlen errechnet zu haben.
Der Nutzen der Impfung ist derzeit nicht bekannt, er könnte sehr bescheiden bis nicht nachweisbar sein. Eine HPV-Impfung ersetzt sicher nicht eine – verbesserungswürdige – Krebsfrüherkennung. Kann das Geld einer Gesellschaft, die sich Prävention auf die Fahnen schreibt nicht besser angelegt werden, als Minderjährige mit Maßnahmen und Informationen zu konfrontieren, deren Einfluss perspektivisch derzeit kaum abschätzbar ist? Jungen Männern bleibt es erspart, sich mit sexuell übertragbaren Erkrankungen auseinanderzusetzen; wir haben ja nun eine Impfung, für das weibliche Geschlecht. Medikalisierungsstrategien, auch bei Minderjährigen, sind weiter en vogue. Was kommt als nächstes? DOI: 10.3238/arztebl.2008.0022c
Prof. Dr. med. Martina Dören
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin
Professur Frauenforschung und Osteologie
12200 Berlin
E-Mail: Martina.Doeren@charite.de
1.
Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen von 12 bis 17 Jahren – Empfehlung und Begründung. Epidemiologisches Bulletin 23. März 2007/Nr. 12.
2.
Rambout L, Hopkins L, Hutton B, Ferguson D: Prophylactic vaccination against human papillomavirus infection and disease in women: a systematic review of randomized controlled trials. CMAJ 2007; 177: 469–79. MEDLINE
3.
Brisson M, van de Velde N, de Wals P, Boily M-C: Estimating the number needed to vaccinate to prevent diseases and death related to human papillomavirus infection. CMAJ 2007; 177: 464–8. MEDLINE
1. | Mitteilung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) für Mädchen von 12 bis 17 Jahren – Empfehlung und Begründung. Epidemiologisches Bulletin 23. März 2007/Nr. 12. |
2. | Rambout L, Hopkins L, Hutton B, Ferguson D: Prophylactic vaccination against human papillomavirus infection and disease in women: a systematic review of randomized controlled trials. CMAJ 2007; 177: 469–79. MEDLINE |
3. | Brisson M, van de Velde N, de Wals P, Boily M-C: Estimating the number needed to vaccinate to prevent diseases and death related to human papillomavirus infection. CMAJ 2007; 177: 464–8. MEDLINE |
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