ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2008Notfallmedizin: Reanimation für Ersthelfer vereinfacht

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Notfallmedizin: Reanimation für Ersthelfer vereinfacht

Wehr, Alexander

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LNSLNS Nach aktuellen Schätzungen erleiden in Deutschland etwa 100 000 Patienten pro Jahr einen plötzlichen Herztod. Einfache Maßnahmen zur kardiopulmonalen Reanimation haben daher einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb hat die Bundesärztekammer (BÄK) ihre Empfehlungen erneuert und die Basismaßnahmen durch einen einheitlichen Algorithmus vereinfacht.
Ohne komplizierte Regeln, die sich hemmend auf die Hilfsbereitschaft von Laien auswirken könnten, soll es dem Ersthelfer gelingen, eine reale Überlebenschance für den Patienten zu erwirken. „Erste Erfahrungen mit diesen Leitlinien in den USA zeigen, dass die Erfolgsrate der Wiederbelebung damit verdreifacht wird“, sagte Dr. Klaus-Gerrit Gerdts (Cuxhaven) in Hamburg.

Nitrate: Goldstandard bei akuter Angina pectorisa
Dabei ist das Ziel, dass der Ersthelfer mit seiner Reanimation die Zeit überbrücken soll, bis der Patient nach etwa zehn Minuten durch einen Notarzt defibrilliert werden kann. Die BÄK-Empfehlungen lauten wie folgt:
- Nach dem Feststellen der Bewusstlosigkeit um Hilfe rufen
- Schnappatmung wie Atemstillstand behandeln, das heißt, der Patient muss sofort reanimiert werden, obwohl er möglicherweise die
Augen offen hat.
- Kein Pulsfühlen mehr durch Ersthelfer (wegen zu hoher Gefahr, den eigenen Pulsschlag zu messen)
- 30-mal Thoraxkompression und zweimal beatmen im Wechsel. In den ersten zehn Minuten darf auf Beatmung verzichtet werden.
- Automatisierter externer Defibrillator als Ersthelfermaßnahme.
Werden diese Punkte beachtet, sollte es möglich sein, deutlich mehr Menschen das Leben zu retten.

Seit Jahrzehnten ist der Wirkstoff Glyceroltrinitrat (Nitrolingual®) nicht mehr aus der Therapie kardialer Notfälle wegzudenken und gilt nach wie vor als der Goldstandard. Konsequenterweise empfehlen die Guidelines der US-amerikanischen Fachgesellschaften den Einsatz eines schnell wirksamen Nitrats. Glyceroltrinitrat ist zur Anfallskupierung in sublingualer Applikation als Zerbeißkapsel oder Spray das Mittel der ersten Wahl.

Nach sublingualer Applikation von 0,2, 0,4, 0,8 und 1,6 mg eines Glyceroltrinitrat-Sprays kommt es zu einer dosisabhängigen Erhöhung der Anginaschwelle, einem Herauszögern von relevanter ST-Streckensenkung sowie einer Zunahme der maximalen Belastungsdauer.

„Daher ist auch die Anwendung im Vorfeld von Situationen, von denen der Patient weiß, dass sie zu Belastungen führen, eine Möglichkeit, seine Belastungsfähigkeit kurzfristig zu steigern und eine mögliche Ischämie zuverlässig zu verhindern“, sagte Dr. Gernot Fengler (Hamburg).
Alexander Wehr

Pressekonferenz „Neue Empfehlungen der Bundesärztekammer zur Reanimation: Notfallmaßnahmen der Praxis“ in Hamburg, Veranstalter Pohl Boskamp

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