

Auslandseinsätze gehen oft mit traumatisierenden Eindrücken und Erfahrungen einher. Wissenschaftler haben jetzt untersucht, wie hoch die psychischen Belastungen nach Auslandseinsätzen bei Soldaten der Bundeswehr ausfallen. Sie untersuchten dazu 118 Soldaten des Einsatzkontingentes ISAF VII, die zwischen Januar und August 2005 in Afghanistan im Einsatz waren. Anders als erwartet fiel die Prävalenz psychischer Störungen wie Angsterkrankungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen auffallend niedrig aus, ja sogar noch niedriger als in der Normalbevölkerung. Die Wissenschaftler vermuten, dass verschiedene Selektionseffekte für dieses Ergebnis verantwortlich waren. So sorgten die strengen Auswahlkriterien der Bundeswehr hinsichtlich Auslandsverwendungsfähigkeit dafür, dass vorwiegend psychisch stabile und resiliente Soldaten zum Einsatz kamen und an der Untersuchung teilnahmen. Stark belastete Soldaten standen für die Untersuchung hingegen nicht zur Verfügung. Darüber hinaus musste mit Verdrängungs- und Dissimulationseffekten ebenso gerechnet werden wie mit sozial erwünschtem Antwortverhalten. „Viele Soldaten befürchten negative Folgen für die Karriere, wenn sie bei psychischen Beschwerden professionelle Hilfe suchen“, so die Autoren. Außerdem antizipierten die Soldaten, dass das Eingeständnis von Schwäche in der Gruppe zu Statusverlusten oder Ähnlichem führt. ms
Hauffa R, Brähler E, Biesold KH, Tagay S: Psychische Belastungen nach Auslandseinsätzen. Psychother Psych Med 2007; 57: 373–8.
Robin Hauffa, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig, Philipp-Rosenthal-Straße 55, 04103 Leipzig, E-Mail: robinhauffa@hotmail.com
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