

Ronald D. Gerste spricht von einer „vermeintlichen Allgegenwart von Allergien“ und kritisiert, dass sich besonders in den USA bereits Initiativen zusammengefunden haben, die „Schulen und Kindergärten zu erdnussfreien Zonen“ machen wollen. Hierzu ist festzustellen: Mehr als 40 Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder in Deutschland weisen eine Sensibilisierung gegen Inhalations- und/oder Nahrungsmittelallergene auf (Daten der KiGGS-Studie). Jedes zehnte Kind in Deutschland reagiert im Allergietest positiv auf Erdnuss! Anaphylaktische Reaktionen treten bei unseren Kindern vor allem nach versehentlichem Verzehr von Nahrungsmitteln und hier besonders Nüssen auf. Auch in Deutschland sterben Kinder an Erdnuss- und Baumnussallergien! Selbsthilfegruppen in den USA, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland versuchen mühsam, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass ein kleines Stück Kuchen ein Kind mit Nussallergie gefährden kann. Bereits zwei Milligramm Erdnuss können akute allergische Reaktionen auslösen. Die vom Autor zitierte Studie aus Großbritannien zeigt tatsächlich, dass anaphylaxiegefährdete Kinder eine schlechtere Lebensqualität als Kinder mit Diabetes Typ 1 haben. Angst vor versehentlichem Verzehr von allergieauslösenden Nahrungsmitteln begleitet diese Kinder in der Schule und in der Freizeit. Die Studie wurde übrigens unterstützt von der englischen „Anaphylaxis Campaign“. Die 17-jährige Tochter Sarah des Initiators David Reading starb an einer Erdnussanaphylaxie, als sie ein Stück Kuchen aß, von dem sie annahm, dass es nussfrei sei. Der Autor kritisiert, dass „Lebensmittelallergien als vergleichbar dramatisch wahrgenommen werden wie Herzinfarkte oder Krebs“. Leider ist dies nicht so! Kinder mit Allergien und ihre Krankheiten erfahren in Deutschland bisher nicht die ihnen zustehende Aufmerksamkeit . . .
Dr. Frank Friedrichs, Rathausstraße 10,
52072 Aachen