
Ulrike Blatter: Vogelfrau. Gmeiner, Meßkirch,
2008, 278 Seiten, broschiert, 9,90 Euro
Ärztinnen und Ärzte neigen mitunter dazu, auf literarische Abwege zu geraten. Nicht immer ist das Ergebnis überzeugend. Ulrike Blatters Krimidebüt dagegen ist überraschend gut. Die Sätze sind kurz und präzise. Ohne viel Umschweife entwickelt die Autorin damit ein komplexes Szenario rund um den Konstanzer Kriminalkommissar Erich Bloch. Dieser soll den Mord an Professor Hoffmann, einem Archäologen, der in seinem Dienstzimmer im Archäologischen Landesmuseum mit einer Steinzeitaxt erschlagen wurde, aufklären. Der einzige Mordzeuge ist ein hässlicher Mops – und der schweigt hartnäckig. Bei dem Fall geht es um Forschungsbetrug und obskure pseudoindianische Riten. Aber genauso geht es um Bloch, dessen Einsamkeit und Beziehungsunfähigkeit. Seine Ehe ist seit Langem gescheitert, die erwachsene Tochter ist ihm entglitten. Auch sie ist in den Mordfall verwickelt, ohne dass der Kommissar etwas davon ahnt. Vielschichtig kommt der Kriminalroman daher. Es gibt skurrile Details. Und gelegentlich fragt man sich, ob die ganze Geschichte nicht ein wenig zu „abgedreht“ ist. Aber stilsicher führt die Autorin durch den Kriminalfall und sorgt geschickt dafür, dass man solche Fragen schnell wieder vergisst. Auch der Verlag war offensichtlich von diesem Krimidebüt überzeugt – Fortsetzungen sind bereits fest eingeplant. Thomas Gerst
Ulrike Blatter: Vogelfrau. Gmeiner, Meßkirch, 2008, 278 Seiten, broschiert, 9,90 Euro
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.