MEDIZIN: Referiert
Antipsychotika bei Aggression von Patienten mit Intelligenzminderung wirkungslos?


Vier Wochen nach Behandlungsbeginn waren die Aggressivitätswerte auf der MOAS in allen drei Gruppen deutlich zurückgegangen: um 79 % unter Placebo, um 58 % unter Risperidon und um 65 % unter Haloperidol (p = 0,06). Auch in Bezug auf Nebenfragestellungen wie etwa die Verbesserung der gesamten klinischen Situation der Studienteilnehmer (CGI-Skala) oder die Lebensqualität ergaben sich keine Differenzen – auch nicht nach 12 und 26 Wochen.
In Bezug auf UAW fanden die Forscher ebenfalls keine Unterschiede. Dies könnte ein Hinweis auf zu geringe Dosen der Antispychotika sein. Allerdings schöpften Patienten und Ärzte in dieser Studie die möglichen Dosierungen nicht aus. Die mittlere Haloperidol-Dosis lag bei knapp 3 mg pro Tag.
Die Ergebnisse befinden sich im Widerspruch zu zwei anderen kontrollierten Studien, aber im Einklang mit einer Cochrane-Analyse. Obwohl die Forscher vier Jahre lang an zehn Zentren rekrutierten, konnten sie nicht so viele Patienten behandeln, wie sie sich ursprünglich vorgenommen hatten: Die Fallzahl der Untersuchung könnte daher zu gering gewesen sein. Die Autoren empfehlen dennoch, auf den routinemäßigen Einsatz von Antipsychotika bei dieser Indikation zu verzichten. bae
Tyrer P, Oliver-Africano PC, Ahmed Z et al.: Risperidone, haloperidol, and placebo in the treatment of aggressive challenging behaviour in patients with intellectual disability:
a randomized controlled trial. Lancet 2008; 371: 57–63.
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