

1962 ist Konrad Adenauer Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. 1962 stationiert die Sowjetunion Mittel- und Langstreckenraketen auf Kuba. 1962 läuft in den deutschen Kinos der Film „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ mit Heinz Erhard und Karin Dor. 1962 gründet sich die Band „The Rolling Stones“. Seither sind 46 Jahre vergangen. In Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“ ist das für Musiker nicht weniger als eine Ewigkeit. Doch die Rolling Stones stehen noch immer auf der Bühne. Und nicht nur das. Weltweit füllen sie 46 Jahre nach ihrer Gründung Stadien. Von kaum einer anderen Band kann man mit mehr Recht behaupten, sie hätte Musikgeschichte geschrieben.
Martin Scorsese – für seine 23 Spielfilme wurde er mit 80 Preisen ausgezeichnet – hat nun versucht, sich diesem Phänomen auf Augenhöhe zu nähern. Für sein ungewöhnliches Filmprojekt „Shine a Light“ hat er elf der besten Kameramänner und -frauen der Welt versammelt, um zwei Konzerte der Band im altehrwürdigen Beacon Theater in New York zu filmen. Das Ergebnis ist ein herausragender Konzertfilm, bei dem die Kraft der Musik ungebrochen in optische Energie überführt wird. In schnellen, niemals hektischen Bildern, in rhythmisch präzisen Schnitten wird die Musik mit allen Sinnen greifbar. Mick Jagger, bestehend aus nichts als Falten und Knochen, liefert eine ekstatische, schweißtreibende Darbietung. Keith Richards wirkt altersweise tiefenentspannt.
Ein ungewöhnliches
Filmprojekt –
Martin Scorsese
(rechts), Chefkameramann
Robert Richardson
(Mitte) und
Mick Jagger im altehrwürdigen
Beacon
Theater in New York
„Shine a Light“ zeigt auf beeindruckende Weise, was hinter dem Phänomen der Rolling Stones steckt. Auf die Frage, was das letzte sei, an das er vor einem Auftritt denke, hatte Mick Jagger in einem frühen Interview geantwortet: „Ich denke nur noch daran, dass es ein gutes Konzert werden muss.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Falk Osterloh