ArchivDeutsches Ärzteblatt19/2008Notfall-Kontrazeption: Was man zur „Pille danach“ wissen sollte

MEDIZINREPORT

Notfall-Kontrazeption: Was man zur „Pille danach“ wissen sollte

Kothé, Blanka

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Länder in Europa, in denen die „Pille danach“ ohne Rezept frei verkäuflich oder über die Apotheke zu erhalten ist: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Schweiz und die Slowakei. Foto: Superbild
Länder in Europa, in denen die „Pille danach“ ohne Rezept frei verkäuflich oder über die Apotheke zu erhalten ist: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Schweiz und die Slowakei. Foto: Superbild
Im Notdienst werden Ärzte der verschiedensten Fachrichtungen mit Fragen zur Notfall-Kontrazeption konfrontiert. Ein kurz gefasster Wegweiser

In den letzten Jahren ist in Deutschland ein kontinuierlicher Rückgang der Schwangerschaftsabbrüche zu verzeichnen (2004:
129 650, 2005: 124 023 und 2006: 119 710). Bezogen auf 1 000 Frauen im gebärfähigen Alter von 15 bis 45 Jahren entspricht dies im Mittel 7,5 Abruptiones. Damit gehört Deutschland zu den Ländern mit der niedrigsten Schwangerschaftsabbruchquote (weltweit: 35, Osteuropa: 90). Trotz aller Bemühungen um eine regelmäßige Verhütung, gibt es immer wieder die Notwendigkeit einer Notfall-Kontrazeption, mit der (am Wochenende oder in der Nacht) auch Ärztinnen und Ärzte der verschiedensten Fachrichtungen konfrontiert werden. Nachfolgend eine Zusammenstellung der häufigsten Fragen.

Welchen Wirkstoff enthält die „Pille danach“?
Der aktuelle Goldstandard der Notfall-Kontrazeption ist die einmalige Gabe von 1,5 mg Levonorgestrel (LNG). Hierfür stehen derzeit Unofem® in beschriebener Einzeldosis und Levogynon® 750 µg in Form von zwei Tabletten zur Verfügung.

Mit welchen unerwünschten Wirkungen ist zu rechnen?
Von den wenigen relevanten Nebenwirkungen ist Übelkeit die häufigste; aber auf einem erheblich niedrigeren Niveau als bei bisherigen medikamentösen Methoden der Notfall-Kontrazeption (1, 2, 14). Erst bei mehrfacher Anwendung wird die Beeinflussung des Menstruationszyklus relevant.
Durch falsche Aufklärung geraten Frauen jedoch in die Situation, mehr Angst vor den Nebenwirkungen der „Pille danach“ zu haben, als vor dem Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.

Kommt die Nutzung der „Pille danach“ einer Abtreibung gleich?
Im Gegensatz zur „Spirale danach“ ist die „Pille danach“ kein Frühabortivum. Die Wirkung von LNG bei einmaliger Nutzung in der Notfallsituation beruht in einer Blockade beziehungsweise Verzögerung der Ovulation durch die Verhinderung oder Verzögerung des mittzyklischen Anstiegs des luteinisierenden Hormons (LH-Peak). Die „Pille danach“ wirkt nachweislich nicht auf Spermienfunktion, Oozytenreifung und Fertilisierung, Expression von Steroidrezeptoren, Endometriumreifung oder Implantation (7).

Wie lange wirkt die „Pille danach“?
Die kritische Phase, in der eine Befruchtung stattfinden kann, beginnt etwa sechs Tage vor und endet einen Tag nach dem Eisprung (3). Das Schwangerschaftsrisiko liegt circa drei Tage vor und am Tag des Eisprungs bei bis zu 30 Prozent. Allerdings: Der Eisprung lässt sich nicht exakt mit praktischen Mitteln feststellen. Und der weibliche Zyklus ist nicht selten unregelmäßig oder wird von den Frauen häufig nicht aufgezeichnet.

Die Wirksamkeit von LNG scheint umso besser zu sein, je zeitnaher es eingenommen wird (4). So kann und sollte die „Pille danach“ im gesamten Zyklus verwendet werden, obwohl die Effektivität des hormonellen Notfall-Kontrazeptivums vom Einnahmezeitpunkt im zeitlichen Zusammenhang zum LH-Peak innerhalb des Zyklus abhängt (12). Außerdem gilt neben der möglichst ereignisnahen Anwendung, dass das Wirkdauerfenster von LNG sich bis zu fünf Tagen erstreckt (13).

Trotz dieser Konstellation halten es acht Prozent der Ärzte laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus medizinischen Gründen nicht für notwendig, die „Pille danach“ zu verschreiben und schicken Frauen ohne Rezept nach Hause (5). Dabei sollte immer mit Verhütungspannen gerechnet werden. Vor allem bei der Nutzung von Barrieremethoden sollte an die „Pille danach“ wegen der sehr geringen Nebenwirkungen und praktisch fehlenden Kontraindikationen schon für den Notfall im Voraus als Plan B gedacht werden (9).

Führt die optimale Verfügbarkeit der „Pille danach“ zu Promiskuität und unverantwortlichem Umgang mit der Sexualität?
Aus oben zitierter Umfrage der BZgA ist bekannt, dass lediglich sieben Prozent der Frauen zwischen 16 und 49 Jahren die „Pille danach“ angewendet haben (5). Von diesen Anwenderinnen hatten
- 37 Prozent nicht verhütet
- 19 Prozent die Pille eingenommen
- und bei 34 Prozent war es zu Mißgeschicken bei der Anwendung von Kondomen gekommen.
79 Prozent der Frauen, die die „Pille danach“ eingenommen hatten, lebten in einer festen Partnerbeziehung. In der Gruppe der Anwenderinnen zwischen 14 und 17 Jahren (acht Prozent) verhüteten regulär ein Viertel mit der Pille und 50 Prozent mit Kondomen (6).
Diverse internationale Studien zur „Pille danach“ belegen, dass eine niedrigschwellige Zugänglichkeit, wie Rezeptfreiheit oder Verteilung in Schulen, keinen Einfluss auf das sexuelle Verhalten hat (8, 9).

Darf die „Pille danach“ wiederholt angewendet werden?
Die weitverbreiteten Hinweise, die „Pille danach“ nicht mehrfach einzunehmen, haben keine wissenschaftliche Grundlage. Es gibt keinen biologisch nachvollziehbaren Grund und keine Kontraindikation für häufigere Anwendungen (10). Auch lässt die Wirksamkeit bei gehäufter Anwendung nicht nach (11). Es kann lediglich zu bereits erwähnten Zyklusstörungen kommen.

In jedem einzelnen Fall ist es sicherer, die „Pille danach“ mehrfach zu verwenden, als darauf zu verzichten und eine ungewollte Schwangerschaft zu riskieren. Die Primärverhütung bleibt dabei natürlich ohne Konkurrenz.

Hinweise zum Aufklärungsgespräch vor der Verordnung:
Wenn die zeitgemäße levonorgestrelhaltige „Pille danach“ verschrieben wird, muss darauf hingewiesen werden, dass
- der Wirkstoff so ereignisnah wie möglich einzunehmen ist
- der Wirkstoff keine sexuell übertragbaren Erkrankungen verhindern kann
- die „Pille danach“ weniger effektiv ist als regelmäßig applizierte Kontrazeptiva.
Nach Einnahme der „Pille danach“ sollte die Menstruation zum erwarteten Termin einsetzen. Sie kann sich jedoch um einige Tage verschieben. Sollte sie länger als sieben Tage ausbleiben, deutlich schwächer oder stärker sein als normalerweise, sollte eine gynäkologische Konsultation erfolgen. Eine gynäkologische Nachkontrolle ist empfehlenswert.

Wenn wider Erwarten keine Rezeptierung möglich ist, sollte auf die etwas unkonventionellen „Anleitungen“ unter Zuhilfenahme der normalen Pille auf der Internetseite http://notfall-verhuetung.info verwiesen werden.

Da die Zugänglichkeit zur Notfall-Kontrazeption nicht durchgehend optimal kurzfristig gewährleistet ist, lässt sich die Frage stellen, ob ein niedrigschwelliges Angebot, beispielsweise über Beratungsstellen oder Apotheken, sinnvoll erscheint.

Dr. med. Blanka Kothé
Ärztin im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin Landsberger Allee 49, 10249 Berlin
E-Mail: drbkothe@gmx.de

Prof. Dr. med. Heribert Kentenich
Chefarzt der Frauenklinik der DRK-Kliniken Berlin, Westend, Spandauer Damm 130, 14050 Berlin

Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Literatur im Internet:
www.aerzteblatt.de/lit1908
1.
Trussell J: Emergency contraception: WHO Task Force study. Lancet 1998; Oct 10; 352 (9135): 1222–3. MEDLINE
2.
von Hertzen H, Piaggio G, Ding J, Chen J, Song S, Bártfai G, Ng E, Gemzell-Danielsson K, Oyunbileg A: Low dose mifepristone and two regimens of levonorgestrel for emergency contraception: a WHO multicentre randomised trial. Lancet 2002; Dec 7; 360 (9348): 1803–10. MEDLINE
3.
Wilcox AJ, Weinberg CR, Baird DD: Timing of sexual intercourse in relation to ovulation. Effects on the probability of conception, survival of the pregnancy, and sex of the baby. N Engl J Med 1995; Dec 7; 333 (23): 1517–21. MEDLINE
4.
Kubba A: Emergency contraception with levonorgestrel or the Yuzpe regimen. Lancet 1998; Dec 12; 352 (9144): 1939–40. MEDLINE
5.
BzgA Forum: „Pille danach – rezeptfreie Vergabe in Deutschland Dokumentation einer Fachtagung“. www.sexualaufklaerung.de/cgi-sub/fetch.php?id=219.
6.
BzgA Publikationen: Jugendsexualität 2006 - Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17- Jährigen und ihren Eltern. www.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=962
7.
Muller AL, Llados CM, Croxatto HB: Postcoital treatment with levonorgestrel does not disrupt postfertilization events in the rat. Contraception 2003; May;67(5): 415-9. MEDLINE
8.
Gold MA, Wolford JE, Smith KA, Parker AM: The effects of advance provision of emergency contraception on adolescent women's sexual and contraceptive behaviors. J Pediatr Adolesc Gynecol 2004; Apr; 17 (2): 87–96. MEDLINE
9.
Raine TR, Harper CC, Rocca CH, Fischer R, Padian N, Klausner JD et al: Direct access to emergency contraception through pharmacies and effect on unintended pregnancy and STIs: a randomized controlled trial. JAMA 2005; Jan 5; 293 (1): 54–62. MEDLINE
10.
www.rote-liste.de.
11.
„Emergency Contraception A guide for service delivery.“ Geneva WHO 1998.
12.
Wilcox AJ, Dunson D, Baird DD: The timing of the „fertile window“ in the menstrual cycle: day specific estimates from a prospective study. BMJ 2000; 321: 1259–62. MEDLINE
13.
Ngai SW, Fan S, Li S, Cheng L, Ding J, Jing X et al: A randomized trial to compare 24 h versus 12 h double dose regimen of levonorgestrel for emergency contraception. Hum Reprod 2005; Jan;20(1): 307–11. MEDLINE
14.
Yuzpe AA, Thurlow HJ, Ramzy I, Leyshon JI: Post coital contraception – a pilot study. J Reprod Med 1974; 13: 53–8. MEDLINE
Länder in Europa, in denen die „Pille danach“ ohne Rezept frei verkäuflich oder über die Apotheke zu erhalten ist: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Schweiz und die Slowakei. Foto: Superbild
Pille danach
Länder in Europa, in denen die „Pille danach“ ohne Rezept frei verkäuflich oder über die Apotheke zu erhalten ist: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, die Schweiz und die Slowakei. Foto: Superbild
1. Trussell J: Emergency contraception: WHO Task Force study. Lancet 1998; Oct 10; 352 (9135): 1222–3. MEDLINE
2. von Hertzen H, Piaggio G, Ding J, Chen J, Song S, Bártfai G, Ng E, Gemzell-Danielsson K, Oyunbileg A: Low dose mifepristone and two regimens of levonorgestrel for emergency contraception: a WHO multicentre randomised trial. Lancet 2002; Dec 7; 360 (9348): 1803–10. MEDLINE
3. Wilcox AJ, Weinberg CR, Baird DD: Timing of sexual intercourse in relation to ovulation. Effects on the probability of conception, survival of the pregnancy, and sex of the baby. N Engl J Med 1995; Dec 7; 333 (23): 1517–21. MEDLINE
4. Kubba A: Emergency contraception with levonorgestrel or the Yuzpe regimen. Lancet 1998; Dec 12; 352 (9144): 1939–40. MEDLINE
5. BzgA Forum: „Pille danach – rezeptfreie Vergabe in Deutschland Dokumentation einer Fachtagung“. www.sexualaufklaerung.de/cgi-sub/fetch.php?id=219.
6. BzgA Publikationen: Jugendsexualität 2006 - Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14- bis 17- Jährigen und ihren Eltern. www.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=962
7. Muller AL, Llados CM, Croxatto HB: Postcoital treatment with levonorgestrel does not disrupt postfertilization events in the rat. Contraception 2003; May;67(5): 415-9. MEDLINE
8. Gold MA, Wolford JE, Smith KA, Parker AM: The effects of advance provision of emergency contraception on adolescent women's sexual and contraceptive behaviors. J Pediatr Adolesc Gynecol 2004; Apr; 17 (2): 87–96. MEDLINE
9. Raine TR, Harper CC, Rocca CH, Fischer R, Padian N, Klausner JD et al: Direct access to emergency contraception through pharmacies and effect on unintended pregnancy and STIs: a randomized controlled trial. JAMA 2005; Jan 5; 293 (1): 54–62. MEDLINE
10. www.rote-liste.de.
11. „Emergency Contraception A guide for service delivery.“ Geneva WHO 1998.
12. Wilcox AJ, Dunson D, Baird DD: The timing of the „fertile window“ in the menstrual cycle: day specific estimates from a prospective study. BMJ 2000; 321: 1259–62. MEDLINE
13. Ngai SW, Fan S, Li S, Cheng L, Ding J, Jing X et al: A randomized trial to compare 24 h versus 12 h double dose regimen of levonorgestrel for emergency contraception. Hum Reprod 2005; Jan;20(1): 307–11. MEDLINE
14. Yuzpe AA, Thurlow HJ, Ramzy I, Leyshon JI: Post coital contraception – a pilot study. J Reprod Med 1974; 13: 53–8. MEDLINE

Kommentare

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Avatar #724434
Anton56
am Freitag, 4. August 2017, 08:12

Pille danach

Danke für den Post
Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Donnerstag, 9. Januar 2014, 22:54

Liebe Zarah,

Es kommt ein wenig spät, einen 6 Jahre alten DÄ-Beitrag zu loben, der von 2008 stammt.
Aktuelle Infos:
PiDaNa®, ellaOne® oder "Pechpill" (auf Niederländisch)
Eine Zusammenfassung aus Gynäkologische Endokrinologie, February 2012, Volume 10, Issue 1, pp 45-56, "POSTKOITALE KONTRAZEPTION" von M. Goeckenjan, T. Rabe, T. Strowitzki:
"Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr kommt es bei 8 von 100 Frauen zu einer Schwangerschaft. Methoden der postkoitalen Kontrazeption zur nachträglichen Verhinderung einer Schwangerschaft nach bereits erfolgtem ungeschütztem oder nicht effektiv geschütztem Geschlechtsverkehr verringern die Schwangerschaftsrate auf unter 2%. Aktuell in Deutschland als Notfallkontrazeption verfügbar sind 1,5 mg Levonorgestrel in einem Intervall von bis zu 72 h und 30 mg Ulipristalacetat in einem erweiterten Zeitfenster von bis zu 120 h nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Beide Präparate sind verschreibungspflichtig. Im „off-label use“ kann nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr die Einlage eines kupferhaltigen Intrauterinpessars zur Verhinderung der Konzeption erfolgen. Vorteilhaft ist, dass im Anschluss eine längerfristige Kontrazeption besteht."

Die Nennung der Handelsnamen erleichtert die oft überraschend notwendige ärztliche Verschreibung. Zur postkoitalen Kontrazeption als "Pille danach" gibt es in Deutschland

• den selektive Progesteronrezeptor-Modulator mit 30 mg Ulipristalacetat (ellaOne®) und

• das Präparat mit dem bezeichnenden Namen PiDaNa® mit 1,5 mg Levonorgestrel.

Bei ellaOne® sind als Nebenwirkungen in unter 10% der Fälle Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen und Menometrorrhagien beschrieben. Affektive Störungen, Schwindel, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Myalgie, Rückenschmerzen, Dysmenorrhoe, Mastodynie, Müdigkeit folgen zwischen 1% und unter 10% häufig.

PiDaNa® entspricht mit 1,5 mg Wirksubstanz der Einmalgabe von 50 Minipillen "Microlut®" oder "28 mini®" bei 0,03 mg Levonorgestrel tgl. als oralem Kontrazeptivum (OC). Daher erklären sich sehr häufige Nebenwirkungen (über 10%): Mastodynie, Menometrorrhagie, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Unterbauchschmerzen, Verzögerung der Menstruation, Hypermenorrhoe, Müdigkeit. Durchfall und Erbrechen werden zwischen 1% und unter 10% Häufung angegeben.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund.

Quellen - http://link.springer.com/article/10.1007/s10304-011-0463-5 – und Gelbe Liste
Avatar #674894
zarah
am Sonntag, 5. Januar 2014, 14:39

Pille danach

Hallo,
danke für die nützliche Information! Ich möchte noch fragen, ob die "Pille danach" einiger Firmen als bessere gelten, z.B. zurzeit stehe ich vor der Wahl zwischen ellaOne und Norlevo?

Liebe Grüße
Zarah
Avatar #660870
Kalimis
am Dienstag, 2. April 2013, 13:30

Kurzes Kommentar

Hallo Rowik,

vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag!

LG
Avatar #549367
Frauenärzte am Potsdamer Platz
am Montag, 1. April 2013, 22:08

Pille danach

Seit geraumer Zeit steht "ellaOne" (Ulipristalacetat) zur Verfügung und dient als Notfallkontrazeption zwischen 48 und 120 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Avatar #557711
Rowik
am Dienstag, 26. März 2013, 13:21

gegendarstellung- berichtigung und ergänzung

Die Behauptung, die "Pille danach" sein kein "Frühabortivum" und habe keinerlei abtreibende Wirkung, ist nicht korrekt und kann so nicht unwidersprochen stehen gelassen werden. Diese wäre eine verkürzte, vollkommen unwissenschaftliche und undifferenzierte Antwort. Worauf können sich die Autoren berufen, mit welchen Quellen können sie diese Behauptung unterstützen? Der Hauptwirkmechanismus ist die medikamentöse Ovulationshemmung- aber keinesfalls alleine, es ist nicht der einzige Wirkmechanismus.
Es gibt zahlreiche, gut fundierte wissenschaftliche Arbeiten, die sehr wohl nachweisen, daß die Ovulationshemmung bzw. Verschiebung nicht alleine die Wirkung erzielen, sondern eine Nidationshemmung hinzukommt. Daß entgegen jedem wissenschaftlichem Wissen hier undifferenzierte Behauptungen aufgestellt werden, ist schwer verständlich. Leichter verständlich jedoch wird es, wenn man das Interesse einzelner ideologischer Gruppierungen und der Hersteller berücksichtigt, jede ethische Diskussion zu umschiffen und möglichst viele „Pillen danach“ unbedenklich abzusetzen. Daher sind es neben ideologisch-politischen Gruppierungen auch die Hersteller, die gegen die Rezeptpflicht dieser hochdosierten Hormonpräperate angehen und zu den offiziellen Sponsoren z.B. der DGGEF gehören (dt. Gesellschaft für Gynäkologie, Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin, auf die die DGGG verweist) Gegen solche Verbindungen zwischen Interessen der Pharmaindustrie und medizinischen Empfehlung geht das Dt. Ärzteblatt an anderen Stellen dankenswerterweise konsequent vor- es ist in der Tat wichtig, Verbindungen von Pharmaindustrie zu medizinischen Empfehlungen offenzulegen.

Als Fazit muß man feststellen, daß zu Freude der Hersteller und einzelner ideologischer Gruppierungen die „Pille danach“ in den allermeisten Fällen unnötig und überflüssig eingenommen wird . Bei einer aufmerksamen Zyklusanamnese mit Berücksichtigung der fruchtbaren Tage zur Zyklusmitte könnte auf die Einnahme der „Pille danach“ in den meisten Fällen verzichtet werden. Bis 2 Tage vor der Ovulation ist der Wirkmechanismus eine Ovulationshemmung- und wäre ethisch unbedenklich. Zum Eisprung hin kann die Ovulationshemmung jedoch immer weniger greifen und der abtreibende Effekt kommt zum Tragen. Laut Herstellern und DGGG wäre dann jedoch (ohne dies wissenschaftlich nachzuweisen) „keine Wirkung mehr vorhanden“. Dies hieße, daß spätestens ab Ovulation die „Pille danach“ nicht mehr verschrieben werden müsste und auch nicht sollte (insbesondere auch bei einer Einnahme mehrere Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr!)- denn welcher verantwortungsvolle Arzt würde denn ein nebenwirkungsreiches Medikament verschreiben, welche Patientin würde es einnehmen wollen, wenn es doch keine Wirkung mehr hätte? Aber genau darauf zählen die Hersteller. Da die genaue Bestimmung des Eisprunges schwierig ist, da mit der Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft sich vortrefflich verdienen lässt und sich einfach lapidar eine ethische Unbedenklichkeit behaupten lässt, ohne sie nachweisen zu müssen, wird die Pille danach viel zu unkritisch, viel zu oft und viel zu unnötig eingenommen.
Hier steht in der Tat nicht Moral, sondern finanzielle und ideologische Gründe gegen das Patientenwohl- denn abgesehen von den Nebenwirkungen, die die oft jungen Frauen an sich ertragen müssen kommt auch noch das Leben des ungeborenen Kindes hinzu in seinem frühesten und wehrlosesten Lebensabschnitt- dessen Lebensrecht bei der ganzen Diskussion über die “Pille danach“ kaum oder gar nicht berücksichtigt wird. Für Art und Zeitpunkt seiner Entstehung kann der Mensch nichts- weder derjenige, der diese Zeilen liest noch derjenige, dessen Leben durch eine Nidationshemmung sich erst gar nicht weiter entwickeln darf.
Moral gegen Patientenwohl? Die Pille danach kritisch zu überdenken, die Nebenwirkungen zu bedenken und die häufig unnötige Einnahme zu hinterfragen ist FÜR das Wohl der betroffenen Frauen UND des ungeborenen Kindes. ..




Eine Auswahl wissenschaftlicher Untersuchungen zur heute gängisten "Pille danach", dem Ulipristal („ella one“ oder „Pidana“)

-In einem Übersichtsartikel von Duffy et al "Adolescents and emergency cotraception: update 2011" (Curr Opin Obstet Gynecol 23:328-333) findet sich, daß es widersprüchliche Nachweise gibt, ob die "Notfallkontrazeption" die Fähigkeit besitzt, eine Nidationshemmung durch Beeinflussung der Gebärmutterschleimhaut zu bewirken

- Richardson et al "Ulipristal Acetate: Review of the efficiency and safety of a newly approved agent for emergency contraception" (Clinical Therapeutics, Vol 34, Nr. 1, 2012) spricht klar davon, daß die Beinflussung der Gebärmutterschleimhaut und die damit verbundene Nidationshemmung in der Lutealphase (also nach erfolgtem Eisprung) zur Wirksamkeit des Medikaments beitragen

- Miech "Immunopharmacology of ulipristal as an emergency contraceptive" (International Journal of Women´s health 2011:3, 391-397):Ulipristal weist durch Nidationshemmung eine abtreibende Wirkung auf, wenn es ab dem Zeitsprung des Eisprungs bis 24 Stunden danach (=Lebensdauer des zu befruchtenden Eies) eingenommen wird (ansonsten während des engen Zeitfensters der fruchtbaren Tage vor dem Eisprung wirkt es als "normaler" Ovulationshemmer und ansonsten als Placebo)
Hier werden 3 abtreibende Wirkmechanismen beschrieben: (1) Mangelhafte Entwicklung der Decidua und Unmöglichkeit der adäquaten Einnistung, (2) mangelnde Secretion der Schleimaut um einen sich einnistenden Embryo zu versorgen (3) die Rückkehr zu spontanen Uteruskontrakionen, die sonst unterdrückt würden. Zudem kommen eventuell noch immunologische Abstoßungsreaktionen als Wirkung hinzu, die in den ersten 5-10 Tagen nach der Fertilsation durch Ulipristal zu beobachten sind.

- Auch McKeage et al "Ulipristal Acetate- a review of it´s use in emergency contraception" (Drugs 2011; 71 (7): 935-945 haben nachgewiesen, daß die Endiometriumdicke signifikant abnimmt unter Ulipristal







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