

Psychologen des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. Josef Bailer haben die Prävalenz psychischer Syndrome unter deutschen Studenten ermittelt. Sie führten eine Campusbefragung an der Universität Mannheim durch, an der sich 1 130 Studierende beteiligten. 22,7 Prozent der Befragten litten mindestens an einer psychischen Störung. Am häufigsten war das Alkoholsyndrom (30,2 Prozent), gefolgt vom somatoformen Syndrom (9,1 Prozent) und von anderen depressiven Syndromen (8,1 Prozent). Seltener vertreten waren idiopathische Umweltintoleranz (7,2 Prozent), Major-Depression-Syndrom (6,0 Prozent) und Hypochondrie (4,2 Prozent). Letztere war mit einem deutlich erhöhten Risiko für komorbide psychische Syndrome assoziiert. Alle Syndrome – mit Ausnahme des Alkoholsyndroms und der Binge-eating-Störung – gingen zudem mit Funktionsbeeinträchtigung einher. „Die Befunde weisen auf einen großen psychologischen Versorgungsbedarf bei Studierenden an deutschen Hochschulen hin“, so Bailer.
Vom Alkoholsyndrom waren 44 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen betroffen – nach Meinung der Wissenschaftler sind das alarmierende Werte. Allerdings wird bei psychosozialen Beratungsstellen für Studierende in aller Regel keine spezielle Suchthilfe angeboten. Zur Verbesserung der Lage könnten niedrigschwellige Kurzinterventionen in universitären Beratungsstellen beitragen, die speziell für Studierende mit problematischem Trinkverhalten entwickelt werden müssten. ms
Bailer J et al.: Prävalenz psychischer Syndrome bei Studierenden einer deutschen Universität. Psychother Psych Med (im Druck).
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