ArchivDeutsches Ärzteblatt21/2008Ärztewanderung: Migration nicht aufzuhalten
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Deutschland kann die zunehmende Migration nicht aufhalten. Es ist Exportweltmeister für Produkte, warum also nicht auch für Dienstleistungen?

Ich verstehe die Motivation eines Arztes, der kurative Ziele verfolgt, dass er lieber ins Ausland geht, wenn er seine Ziele in Deutschland nicht mehr, im Ausland aber sehr wohl erreichen kann. In einem System des freien Verkehrs von Waren und Dienstleistungen – wie es die EU sein möchte – kann man diese Wanderung langfristig nur aufhalten, wenn eine regionale Erfüllung der Bedürfnisse gewährleistet werden kann. In der Wirtschaft würde diese Art „Outsourcing“ von Unternehmerseite mit Verständnis aufgenommen, wenn sich die Produktion in andere, wettbewerbsfähigere Orte verlagert, wie die Schließung des Nokia-Werks in Bochum zeigt . . . Die Kostendämpfungspolitik seit Beginn der 70er-Jahre ist nachhaltig nicht in der Lage, eine wirkungsvolle Eindämmung der Abwanderung zu bewirken. Sozialsysteme lassen sich von außen nicht steuern. Sie funktionieren wie eine „Blackbox“, und aus der Organisationsentwicklung ist bekannt, dass sie sich nur von innen heraus verändern können. Derzeit wird, von einem bekannten Berater des Gesundheitsministeriums angeführt, die Diskussion über Wartezeiten für ärztliche Leistungen gemäß Versicherungsstatus geführt. Aber was wird passieren, wenn sich das Angebot weiter vermindert? Nicht nur Wartezeiten werden das Problem sein, sondern der Kunde wird dem für ihn günstigeren Angebot folgen müssen, wenn er kein Angebot findet oder den erwartungsgemäß hohen Preis selbst mithilfe seiner Krankenversicherung nicht mehr aufbringen kann . . .

Dr. med. Dirk Schulze Bertelsbeck,
Orsoyer Allee 17, 47445 Moers

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