

Michael Ehrreich:
Bitterzucker. Diabetes
· Dialyse · Transplantation.
Roman. edition
riedenburg Salzburg,
2008, 110 Seiten,
kartoniert, 15,80 Euro
Über seinen Helden Seneks führt uns der Autor weiter in die Welt der Hyperglykämie, des Nierenversagens, der Dialyse und schließlich in die der Transplantation. Atemberaubend, möchte man sagen – „ein ergreifendes Buch über die Macht des Schicksals“ steht auf dem Cover. Besser wäre „ein ergreifend geschriebenes Buch für alle, die einmal wissen möchten, was mit einem Diabetiker passieren kann, der ziemlich nachlässig mit seiner Krankheit umgeht“. Sehr gut ist dieser Zusammenbruch beschrieben. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist spürbar, und dann gibt es kein Zurück mehr: Schlag auf Schlag folgt ein Schicksalsschlag dem anderen. Mit Röntgenblick analysiert Seneks seine Mitpatienten und verschont den Leser nicht mit Inneneinsichten: wie es einem Menschen ergehen kann, der aus voller Leistungsfähigkeit in die Tiefe seiner Krankheit stürzt und nicht von Kollegen ein Stück weit mitgetragen wird, sondern sich selbst durchkämpfen muss. Auch das Problem langer Wartezeit auf eine Transplantation kommt sehr gut rüber. Glück und Unglück dieser Transplantation liegen im Roman paritätisch nebeneinander. Angenehm ist das Fehlen jeglichen missionarischen Eifers. Das Buch braucht das nicht, es bezieht seine Stärke aus der Macht der gewählten Worte, die zum virilen Louis Seneks wie die Faust aufs Auge passen. Schade ist, dass sich die angegebenen Kontaktadressen nur auf Österreich beziehen.
Ärzte haben mit diesem Roman endlich ein Buch zur Hand, das sie als leicht lesbare Lektüre all jenen Patienten empfehlen können, die selbst als handfeste Diabetiker nur „ein bisschen Zucker haben“. Schenken könnte man es auch in der Diätberatung Tätigen, die immer noch nicht den Zusammenhang zwischen Kalium und Dialyse verstanden haben, wenn sie etwa Dialysepatienten zum Würzen Diätaromat „ohne NaCl“ empfehlen, obwohl es zu 90 Prozent aus Kaliumchlorid besteht. Und lesen sollte es sowieso jeder, der das bislang Berichtete interessant fand. Martina Eirich