ArchivDeutsches Ärzteblatt23/2008Schmerztherapie bei diabetischer Polyneuropathie

MEDIZIN: Referiert

Schmerztherapie bei diabetischer Polyneuropathie

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS Die Prävalenz der diabetischen Neuropathie liegt zwischen 15 % (Australien, Erstdiagnose) und 32 % (England, bekannter Diabetes). Über neuropathische Schmerzen klagen 15 % der neu diagnostizierten Typ-II-Diabetiker, nach 10 Jahren liegt ihr Anteil zwischen 20 und 33 %. Entwicklung und Prognose der diabetischen Polyneuropathie können durch eine strenge Blutzuckereinstellung hinausgezögert werden.

Die Autoren führten eine Metaanalyse doppelblinder randomisierter Studien zur Schmerztherapie der diabetischen Polyneuropathie durch.

25 von 1 231 Publikationen erfüllten die Einschlusskriterien, 17 Veröffentlichungen wurden in der Metaanalyse zur Effizienz der Schmerztherapie verwertet.

Als Medikamente kamen Antiepileptika (n = 1 576), Antidepressiva (n = 94), Opioide (n = 329), Kalziumantagonisten (n = 173), NMDA
(N- Methyl- D- Aspartat)-Antagonisten (n = 14), Duloxetin (n = 805), Capsaicin (n = 227), Isosorbiddinitrat (n = 22) oder Placebo in die Auswertung. Bei den Antiepileptika wurden Carbamazepin, Oxacarbazepin, Natriumvalpronat, Gabapentin und Lamotrigin untersucht, von den Antidepressiva Desipramin, Imipramin, Amitriptylin und der SSRI Citalopram.

Antiepileptika und Antidepressiva sind nach wie vor die am häufigsten eingesetzten Medikamente zur Behandlung der diabetischen Neuropathie. Orale Trizyklika und traditionelle Antiepileptika schneiden bei der Schmerztherapie besser ab als die neueren Verbindungen.

Als unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei den Antiepileptika Schläfrigkeit und Verwirrtheit, bei den Antidepressiva Mundtrockenheit und Müdigkeit zu berücksichtigen. Unter den verwendeten Opioiden Tramadol und Oxycodon wurden Obstipation, Schläfrigkeit, Übelkeit, Dyspepsie und Kopfschmerzen geklagt. Topisch appliziertes Capsaicin rief Brennen an der Applikationsstelle, Husten, Niesen, Ausschlag oder Hautreaktionen an anderen Körperstellen hervor.

In einem Behandlungsalgorithmus empfehlen die Autoren zunächst die topische Anwendung von Capsaicin. An zweiter Stelle werden trizyklische Antidepressiva empfohlen. 3 Patienten müssen mit dieser Substanzklasse therapiert werden, um bei einem eine 50 %ige Schmerzminderung zu erreichen (NNT = 3). Wirken Trizyklika nicht oder ist kein ausreichender Therapieerfolg zu erzielen, sollten Antiepileptika wie Valproinsäure, Lamotrigin oder Carbamazepin zum Einsatz kommen.

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote