

Pränatale Ultraschalldiagnostik kann für Schwangere eine starke psychische Belastung bedeuten. Eine Studie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der 664 Schwangere unmittelbar vor, fünf bis sechs Wochen und nochmals zehn bis zwölf Wochen nach einer Ultraschalluntersuchung teilnahmen, zeigt jetzt, wie Schwangere damit umgehen. Schwangere mit Verdacht auf fetale Fehlbildung hatten große Angst vor der Untersuchung, die zurückging, wenn sich der Verdacht nicht bestätigte. Das Angsterleben blieb jedoch ausgeprägt, wenn sich der Verdacht bestätigte beziehungsweise wenn die Schwangeren bereits Tot- und Fehlgeburten erlebt hatten. Die Schwangeren zeigten hinsichtlich der Ultraschalluntersuchung drei Angstbewältigungsformen, nämlich eine „positive Haltung“ (Distanzierung zur Untersuchung, Optimismus, Humor, Akzeptanz, Ablenkung), eine „negative Haltung“ (Missbilligung, Selbst- und Fremdbeschuldigung, Anklage) sowie „Aktivität“ (aktive Interventionen, Entspannung). Schwangeren mit einer positiven Haltung gelang es am ehesten, Schwangeren mit einer negativen Haltung hingegen am wenigsten, ihre Ängste zu bewältigen.
Ängste während der Schwangerschaft können sich ungünstig auf die Entwicklung des Fetus und auf die Bindung zwischen Mutter und Kind auswirken. Der Autor rät daher zu einer psychotherapeutischen Beratung und Betreuung von Schwangeren mit hohem Angsterleben und unwirksamen Bewältigungsstrategien, etwa im Rahmen des Präventionsprogramms „SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern“. ms
Brisch KH: Angst und Bewältigungsformen von Schwangeren und kindliche Entwicklung bei pränataler Ultraschall-Diagnostik. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 2007; 9: 795–808.
PD Dr. Karl Heinz Brisch, Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie, Kinderklinik und -poliklinik, Dr.-von-Haunersches Kinderspital, LMU München, Pettenkoferstraße 8 a, 80336 München, E-Mail: Karl-Heinz.Brisch@med.uni-muenchen.de
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