

Doch aus dem Ausstieg wurde nichts. Bei der Mehrheit der Ärzte dürfte die Angst vor dem finanziellen Risiko überwiegen. Hoppenthaller lenkt deshalb die Unzufriedenheit der Ärzte mit ihren Arbeitsbedingungen in andere Kanäle. Er konzentriert sich jetzt in München auf sein zweitliebstes Feindbild: das Großkapital und die Amerikanisierung des Gesundheitswesens. In einem Punkt hat Hoppenthaller recht: Niemand kann ernsthaft wollen, dass in der gesundheitlichen Versorgung die Ökonomie über die Ethik triumphiert. Doch sein Weg, dies zu verhindern, kann leicht in die Irre führen.
Nach wie vor propagiert der Bayerische Hausärzteverband ebenso wie Medi Baden-Württemberg den Systemausstieg. Einzelne Arztgruppen aus verschiedenen KV-Bereichen folgen dem Beispiel. Die Folge sind Einzelverträge, bei denen jede Gruppe hofft, ein möglichst großes Stück aus dem Kuchen für sich herausschneiden zu können. Doch wie schlagkräftig sind 325 Urologen in Nordrhein, die mit einer AOK verhandeln, die drei Millionen Versicherte vertritt? Wie schlagkräftig ist eine völlig zersplitterte Ärzteschaft, wenn es darum geht, dem „Großkapital“ den Einstieg in die ambulante Versorgung zu verwehren? Die Antwort ist unmodern: Ohne kollektivvertragliche Strukturen, ohne die KVen geht es nicht.
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Ferger, Wolfram
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