

Das Mammografie-Screening in Deutschland stellt sich für viele niedergelassene Frauenärzte und Frauenärztinnen anders dar, als in dem euphorischen Bericht von Frau Dr. Eva Richter-Kuhlmann beschrieben. Es sind bei mir schon mehrere Frauen von dem Screening zurückgekommen, die bitter enttäuscht über die unpersönliche Untersuchung ohne Arzt waren, und mir mitteilten, dass sie „da nicht mehr hingehen würden“. In dem Artikel wird positiv über norwegische Verhältnisse und Erfahrungen anderer skandinavischer Länder sowie Großbritanniens und der Niederlande berichtet. Aber diese Länder haben ein anderes Gesundheitssystem als wir in Deutschland. So haben wir, Gott sei Dank, eine wohnortnahe fachärztliche Grundversorgung, sodass keine Frau es nötig hat, 18 Stunden für die Fahrt zum Mammografie-Screening auf sich zu nehmen. In unserem System vertrauen die Patientinnen sehr ihrem behandelnden Arzt und wollen dessen Rat und Begleitung. Bei diesen unterschiedlichen Verhältnissen darf bezweifelt werden, ob wir in Deutschland Beteiligungsquoten von über 80 Prozent für das Mammografie-Screening bekommen werden. Um diese Zahlen zu erreichen, müssten die niedergelassenen Frauenärzte und Radiologen mehr in das Programm integriert werden, zumal die Patientinnen es nicht verstehen, warum ihr Frauenarzt für die Brustkrebsvorsorge bis zum 50. Lebensjahr und ab dem 70. Lebensjahr zuständig ist, aber in der Zwischenzeit nichts damit zu tun haben soll. Meines Erachtens sollte Folgendes geändert werden: Die Mammografie wird an einer zentralen Screening-Stelle oder von einem Röntgenologen des Vertrauens der Patientin durchgeführt. Die Abklärungsuntersuchungen aus dem Mammografie-Screening erfolgen durch den programmverantwortlichen Arzt oder durch den Arzt des Vertrauens der Patientin. Beides sollte den Patientinnen angeboten werden. Im Zeitalter des Internets, der Telemedizin und der elektronischen Vernetzung sind bei gutem Willen qualitätssichernde Maßnahmen auch in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Radiologen, Gynäkologen und Pathologen möglich . . .
Dr. med. Stephan Hubertus,
St. Anna-Klinik Bad Cannstatt,
Obere Waiblinger Straße 101, 70374 Stuttgart
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