MEDIEN
Akutpsychiatrie: Mehr als ein „Kitteltaschenbuch“


Walter Hewer, Wulf Rössler (Hrsg.):
Akute psychische Erkrankungen. 2. Auflage, Urban & Fischer, München, 2007, 606 Seiten, kartoniert, 79,95 Euro
Die aus dem unter dem Titel „Das Notfall-Psychiatrie-Buch“ (1998) hervorgegangene zweite Auflage bündelt eine Vielzahl von Autoren zum Thema Diagnostik und Therapie akuter psychischer Störungen. Konzeption und Inhalt des Buchs gehen über ein „Kitteltaschenbuch“ zum raschen Nachschlagen von Medikamentendosierungen weit hinaus. Erweitert um exemplarische Falldarstellungen handelt es sich explizit um ein Lehrbuch, das sich hervorragend zur Vor- und Nachbereitung für Ärzte im Notfall- und Bereitschaftsdienst – innerhalb und außerhalb der Psychiatrie – eignet.
Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte. Im Grundlagenabschnitt werden Aspekte der Beziehungsaufnahme und der Gesprächsführung, rechtliche Fragen und pharmakologische Prinzipien der Akutintervention erörtert. Der zweite Abschnitt ist syndromal (Aggression, Angst, Psychose, Depression, Suizidalität, Stupor, Delir, Intoxikation), der dritte Abschnitt entsprechend den einzelnen psychiatrischen Krankheitsbildern gegliedert. Abschließend werden unterschiedliche Problembereiche, wie unerwünschte Arzneimittelwirkungen, besondere Anforderungen in der Arztpraxis und im Notarztdienst sowie Stalking, Simulation, Wohnungslosigkeit und Inhaftierung, diskutiert.
Der Schwerpunkt des Buchs liegt auf der Vorstellung der einzelnen psychiatrischen Krankheitsbilder, inklusive einem Kapitel zur Akutintervention bei psychoreaktiven Folgen belastender äußerer Ereignisse. Unterstützt durch tabellarische Übersichten wird auf Diagnose, Differenzialdiagnose und Akuttherapie eingegangen – letztere mit in der Praxis unmittelbar umsetzbaren Vorschlägen zur medikamentösen Behandlung unter Nennung der einschlägigen Präparate und deren Dosierung.
Zur Vorbereitung der Rezension habe ich das Buch wiederholt im akutpsychiatrischen Bereitschaftsdienst herangezogen – und profitiert. Vor allem empfiehlt es sich für Ärzte, die, in welchem Rahmen auch immer, in der Akutversorgung mit psychischen Erkrankungen konfrontiert sind. Stephan Bork