

Jürgen Fritze, Friedrich Mehrhoff (Hrsg.): Die ärztliche Begutachtung. 7. Auflage, Steinkopff, Heidelberg, 2008, 1000 Seiten, gebunden, 179,95 Euro
Man findet neben den Rechtsgrundlagen und einem Kapitel über allgemeine Funktionsprüfungen jedes Fachgebiet vertreten, ebenso Arzneimittel- und Medizinprodukteschäden, iatrogene Schäden, komplementäre und alternative Medizin und Fahreignung – Bereiche, die man sonst kaum so komprimiert in Handbüchern der Begutachtung findet. Für den Gutachter, der sich schnell über Begutachtungsprobleme in Nachbarfächern informieren will, ist das Werk unverzichtbar.
Durch die Umfangsreduktion gegenüber den vorausgehenden Auflagen sind allerdings manche Kapitel zu knapp geraten, und manchmal ist auch die Aufteilung der einzelnen Themen etwas verwirrend. Die für die Begutachtung immer wichtigere posttraumatische Belastungsstörung wird im Kapitel über die psychischen Krankheiten, welches ausgezeichnet auf die Aspekte der Begutachtung eingeht, nur marginal abgehandelt, man findet sie aber sehr gut dargestellt im Kapitel „Verbrennungen“, wo man sie primär nicht suchen würde. Weshalb man das Chronic-Fatigue-Syndrom und das MCS(Multiple Chemical Sensitivity)-Syndrom unter „Rheumatische Krankheiten“ eingeordnet hat, bleibt unklar. Dem gerade auch für Chirurgen und Orthopäden wichtigen Kapitel über traumatische Schädigungen des Nervensystems hätte man mehr Raum gewünscht, sodass der Autor für die MdE(Minderung der Erwerbstätigkeit)-Tabellen bei peripheren Nervenläsionen nicht hätte auf andere Werke verweisen müssen, obgleich die Tabellenwerte im Bereich der Augen- und HNO-Krankheiten ausführlich dargestellt wurden.
Trotz dieser kleinen Mängel wird das Buch seinem Anspruch auf eine umfassende Information über die Begutachtung in allen Bereichen der Medizin in vollem Unfang gerecht und sollte in keiner Bibliothek eines Arztes fehlen, der gutachtlich tätig wird.
Wolfgang Hausotter
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