

Dr. med. Helmut Pfleger, Foto: Dagobert Kohlmeyer
Kramnik: „Je mehr man in Dinge eindringt, desto weniger kann man sie verstehen. Wenn man beginnt, ein Schachspiel in seiner vollen Tiefe verstehen zu wollen, stellt man fest, dass bestimmte Regeln verschwimmen. Man spürt auf einmal, dass man hier ein bisschen Raum schaffen und dort angreifen muss. Doch weshalb das so ist, das weiß man nicht. Nach Lehrbüchern zu spielen – das reicht nur bis zu einem gewissen Grad. Vielleicht bis zum Meister, nicht aber zum Großmeister. Auf diesem Niveau muss man das Spiel erfühlen. Es kommt zu einem.“
Ähnlich wie beim einstigen kubanischen Schachweltmeister Capablanca, dessen große Leichtigkeit des Spiels gerühmt wurde und der von sich sagen konnte: „Ich denke nicht, ich weiß“, so spielt offenbar auch Kramnik auf das Moment der Eingebung, der unerklärlichen Intuition jenseits aller uns zugänglichen Logik an, wobei es den Seinen der Herr anscheinend nicht nur im Schlaf gibt. Kramnik führt noch aus: „Man fühlt sich als Herr des Spiels. Ich muss dann nicht mehr nachdenken. Ich überlege noch Details, doch die große Strategie ergibt sich einfach. Das ist erstaunlich. Ich mag, was man nicht berühren kann. Wenn die Hand den nächsten Zug macht, ohne dass ich dabei denke, dann ist das ein großartiges Gefühl.“
Sehen Sie, mit Eingebung oder eher mühseliger Suche, wie Kramnik trotz der eigenen höchst gefährdeten Lage seines Königs als Schwarzer am Zug gegen den Bulgaren Veselin Topalov, den er Ende 2006 im WM-Kampf besiegte, mit einer wunderschönen Opferkombination die missliche Lage des weißen Wanderkönigs beleuchtete und Material gewann: „Gib, auf dass dir gegeben werde!“
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.