ArchivDeutsches Ärzteblatt30/2008Leitlinie oder Landrecht bei der Versorgung der Schenkelhalsfraktur? Eine Analyse der Versorgungssituation in Nordrhein-Westfalen: Erstaunliche Versorgungsunterschiede
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LNSLNS Neben Operationshäufigkeit und Schnelligkeit der Versorgung ist die gewählte Operationsmethode bei Patienten mit Schenkelhalsfraktur wert näher betrachtet zu werden. Wie die Autoren in ihrem Artikel festgestellt haben, besteht ein großer Unterschied zwischen den Operationsmethoden der Orthopäden und der Unfallchirurgen hinsichtlich der endoprothetischen Versorgung von Schenkelhalsfrakturen.

Als Orthopäde revidiere ich eine ganze Reihe von Duokopfprothesen, die nach Schenkelhalsfrakturen implantiert wurden. Obwohl die Studienlage keinen direkten Nachteil der Duokopfprothesen gegenüber der totalendoprothetischen Versorgung nachweist, scheinen die Orthopäden der Duokopfprothese, wie ihre Studie zeigt, weniger zu vertrauen. Bei den betreffenden Patienten scheint der Knorpel der Pfanne doch häufiger vorgeschädigt zu sein, als man primär glaubt (1, 2). Vielleicht ist der Unterschied in der Versorgung damit zu erklären, dass die Patienten mit auftretenden Beschwerden nach Duokopfprothesen primär Orthopäden aufsuchen. Orthopäden scheinen deshalb, auf Grund ihrer Beobachtungen mit schmerzhaften Duokopfprothesen, primär bei Schenkelhalsfrakturen der totalendoprothetischen Versorgung den Vorzug zu geben. In Anbetracht der Versorgung, die zumindest mittelfristig Schmerzfreiheit garantieren sollte, ist bei noch gehfähigen Patienten, die außerhalb ihres Zimmers mobil sind, die Totalendoprothese zu bevorzugen.

Heutzutage sollte mit Großköpfen bei Totalendoprothesen eine Luxation nicht mehr vorkommen, zum Beispiel mit 36-mm-Durchmesser-Köpfen. Der Vorteil der Luxationsminderung mit Großköpfen wiegt den Nachteil des vermehrten Polyethylenabriebes, der bei der Frakturaltersklasse keine Rolle mehr spielen sollte, bei Weitem auf.

Monoblockprothesen sollten nur bei bettlägerigen Patienten verwendet werden, da der noch vorhandene Knorpel massiv abradiert wird und eventuell notwendig werdende Eingriffe an der Hüfte durch den Monoblock erschwert werden.

Schön wäre es, wenn die den Autoren vorliegenden Daten weitere Untersuchungen ermöglichen würden, die die längerfristige Ergebnisqualität der gewählten Operationsmethoden beleuchteten.
DOI: 10.3238/arztebl.2008.0540a

Prof. Dr. med. Martin Lukoschek
Vincentius Krankenhaus AG
Untere Laube 2
78462 Konstanz
E-Mail: m.lukoschek@vincentius-krankenhaus.de

Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
1.
Dalldorf PG, Banas MP, Hicks DG, Pellegrini VD Jr: Rate of degeneration of human acetabular cartilage after hemiarthroplasty. J Bone Joint Surg Am 1995; 77: 877–82. MEDLINE
2.
Minihane KP, Turner TM, Urban RM, Williams JM, Thonar EJ, Sumner DR: Effect of hip hemiarthroplasty on articular cartilage and bone in a canine model. Clin Orthop Relat Res 2005; 437: 157–63. MEDLINE
1. Dalldorf PG, Banas MP, Hicks DG, Pellegrini VD Jr: Rate of degeneration of human acetabular cartilage after hemiarthroplasty. J Bone Joint Surg Am 1995; 77: 877–82. MEDLINE
2. Minihane KP, Turner TM, Urban RM, Williams JM, Thonar EJ, Sumner DR: Effect of hip hemiarthroplasty on articular cartilage and bone in a canine model. Clin Orthop Relat Res 2005; 437: 157–63. MEDLINE

Der klinische Schnappschuss

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