ArchivDeutsches Ärzteblatt31-32/2008Bioethik: Höchst anspruchsvoll
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LNSLNS „Eine wissenschaftliche Disziplin, die für sich allein eine Definitionsmacht über den Status des Embryos reklamieren könnte, gibt es nicht.“ Wer also – wie das vom Bundesforschungsministerium geförderte Freiburger Verbundprojekt zum Status des extrakorporalen Embryos – einen Konsens im Dissens zwischen Medizin, Biologie, Philosophie, Psychologie, Theologie, Politik und Rechtswissenschaft erzielen will, der ist auf Kriterien, Maßstäbe und solides methodisches Rüstzeug angewiesen, um auf der „Metaebene“ diskutieren zu können. Das Fundament der interdisziplinären Untersuchung bildet daher die Entwicklung von Faktoren, anhand derer man den Status des extrakorporalen Embryos zu bestimmen gedenkt. Anhand der fünf Merkmale Extrakorporalität, Entstehungsart, Intentionalität, Artspezifität und Potenzialität erfolgt sodann eine universitäts- und fakultätsübergreifenden Studie.

Der Umfang des Werks lässt erahnen, was sich bei der Lektüre als Faktum erweist: Die Untersuchung ist höchst anspruchsvoll. Ein Drittel der 21 Artikel beschäftigt sich mit hochkomplexen rechtswissenschaftlichen Problemen. Folglich kann „Nichtjuristen“ dieses Werk nur teilweise empfohlen werden. Deshalb wird ein interessenbezogenes „Hineinlesen“ angeraten, bei dem die Einleitung aufgrund ihres hohen Abstraktionsgrades guten Gewissens übersprungen und stattdessen der Beitrag von H.-G. Koch „Disziplinische Vorannahmen: Intrinsische und extrinsische Statusbestimmung des extrakorporalen Embryos – Vermittlung und Kombination der verschiedenen Kriterien“ als Einstiegslektüre herangezogen werden sollte. Fazit: Die Studie ist unverzichtbar für den profunden wissenschaftlichen Diskurs.
Susanne Benöhr-Laqueur

Giovanni Maio (Hrsg.): Der Status des extrakorporalen Embryos. Perspektiven eines interdisziplinären Zugangs. Medizin und Philosophie, Band 9. frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt, 2007, 745 Seiten, broschiert, 98 Euro

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