ArchivDeutsches Ärzteblatt33/2008Versichertenbefragung zur Gesundheitskarte: Kritische Befürworter in der Mehrzahl

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Versichertenbefragung zur Gesundheitskarte: Kritische Befürworter in der Mehrzahl

Krüger-Brand, Heike E.

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LNSLNS Eine Umfrage zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte offenbart noch erhebliche Informationsdefizite und Bedenken bei den Versicherten, vor allem hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz.

Die große Mehrheit der gesetzlich Versicherten befürwortet die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen durchgeführte bundesweite Umfrage, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Frühjahr 2008 mehr als 2 000 gesetzlich Versicherte ab 16 Jahren zu ihrem Informationsstand und zur Einschätzung des Telematikprojekts befragt hatte.

Aus Sicht der Auftraggeber der Studie zeigt sich danach hinsichtlich der Einführung der eGK eine positive Grundeinstellung: „70 Prozent der gesetzlich Versicherten befürworten die Einführung der neuen Karte, besonders positiv gestimmt sind dabei die jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 29 Jahren. Auch die Bereitschaft, freiwillige Angaben wie Notfalldaten, Arzneimitteldokumentation und medizinische Daten für die elektronische Patientenakte zu speichern und zu nutzen, ist groß“, heißt es in einer Presseerklärung. Die Mehrheit könne sich vorstellen, diese freiwilligen Funktionen zumindest wahrscheinlich zu nutzen, und 73 Prozent der Befragten würden die Speicherung von Notfalldaten ganz sicher freigeben.

Die Einschätzung der Versicherten ist jedoch nicht nur positiv: Immerhin 73 Prozent der Befragten äußerten Bedenken, dass die Daten auf der eGK von Unberechtigten eingesehen und missbraucht werden könnten, mehr als ein Drittel haben sogar „sehr große Bedenken“. Dennoch würden fast 70 Prozent der Versicherten vertrauliche Daten speichern lassen, wenn der Datenschutz garantiert sei.

Die Umfrage ergab außerdem, dass die Mehrheit der gesetzlich Versicherten (60 Prozent) bereits etwas über die eGK gehört hat. Dabei ist sie unter den über 40-Jährigen bekannter als in jüngeren Altersstufen. So gaben drei Viertel der über 60-Jährigen an, Kenntnis von der eGK zu haben, wohingegen dies nur bei einem Drittel der unter 30-Jährigen der Fall war. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass laut Studie gerade in dieser Altersgruppe 76 Prozent der Befragten eine positive Einstellung zur Chipkarte haben, obwohl (böse Zungen könnten auch sagen, weil) sie nichts darüber wissen. Überdurchschnittlich bekannt ist das Projekt außerdem bei den Befragten mit Abitur beziehungsweise Hochschulabschluss und bei Chronikern.

Generell besteht noch ein erheblicher Informationsbedarf, denn jeder zweite gesetzlich Krankenversicherte, der schon von der eGK gehört hat, fühlt sich laut Studie eher schlecht und jeder Zehnte sogar sehr schlecht informiert. Die schlecht Informierten wünschen sich vor allem zusätzliche Informationen zur Speicherung von Notfalldaten, zu Sicherheitsstandards und zum Datenschutz sowie zur elektronischen Patientenakte und zur Arzneimitteldokumentation.

75 Prozent der Befragten würden die spätere Einführung einer Komplettversion der Karte, die sämtliche Anwendungen unterstützt, gegenüber der schnellen Einführung einer Basiskarte mit wenigen Funktionen vorziehen – Letzteres sieht der geplante Basisrollout vor, der Ende 2008 im Bezirk der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein beginnen soll.

Vor allem die große Bereitschaft, die Möglichkeit von freiwilligen medizinischen Angaben zu nutzen, spricht nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände für eine hohe Akzeptanz des Telematikprojekts. Die in diesem Zusammenhang geäußerten Anforderungen der Versicherten an den Datenschutz nehme man sehr ernst. Dass sich viele Versicherte nicht ausreichend informiert fühlten, verstehen die Spitzenverbände „insofern auch als Auftrag, ihre bereits bestehenden Informationsaktivitäten rund um die eGK noch weiter zu intensivieren und auszubauen“.
Heike E. Krüger-Brand

Zusammenfassung der Studie im Internet: www.aerzteblatt.de/plus3308

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