

Erfüllt von einer
wilden Gier nach
Leben stürzt sich der
junge Deutsche in
den kolumbianischen
Alltag.
Fotos: filmpresse meuser
Wer auf Sicherheit aus ist, wird wahrscheinlich nicht nach Kolumbien reisen. Denn wenn man sich an den deutschen Nachrichten orientiert, ist das südamerikanische Land angefüllt mit Kidnappern und Drogenhändlern. Wen allerdings Sicherheit anödet, so könnte man meinen, der ist in Kolumbien gut aufgehoben. Den 26-jährigen Medizinstudenten Marc ödet die Rasenkantenschneidermentalität seiner deutschen Heimat an. So entschließt er sich, sein praktisches Jahr in einem Krankenhaus in Cali zu verbringen. Cali ist mit 2,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kolumbiens und deutschen Nachrichtenzuschauern vor allem durch das Cali-Kartell bekannt, ehedem ein Zusammenschluss von Kokainproduzenten, dem mehr als tausend Morde zur Last gelegt werden.
Fünf Minuten nach Beginn seiner ersten Schicht ist Marc bereits Teil der kolumbianischen Realität. Auf sich allein gestellt, soll er eine Patrone aus dem Brustkorb eines jungen Mannes entfernen. Nur mithilfe der erfahrenen Schwester und unter den Augen der allgegenwärtigen Jungfrau Maria gelingt es ihm, die starke Blutung zu stoppen und das Leben des Mannes zu retten. Marc trägt die Patrone fortan als Glücksbringer um den Hals. An einer Seite des Projektils ist der Buchstabe „J“ eingeritzt. Marc ist erfüllt von einer wilden Gier nach Leben. Betont furchtlos stürzt sich der junge Deutsche in den kolumbianischen Alltag, schlägt alle Warnungen seines ängstlichen Gastvaters in den Wind. Nach der Arbeit streift er durch die Armenviertel der Stadt. Marc freundet sich bald mit der Kioskbesitzerin Wanda an, kauft ihrem kleinen Bruder Kokain ab und spielt mit ihnen Fußball auf staubigen Sportplätzen. Doch bevor er es richtig versteht, wird aus seinem Abenteuer in der Fremde tödlicher Ernst und als ihn der mordende Gangleader „J“ in sein Refugium einlädt, muss Marc feststellen, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt.
Mit „Dr. Alemán“ taucht der junge deutsche Regisseur Tom Schreiber tief in das Leben und den Rhythmus von Cali ein. Großartige Bilder lassen die Atmosphäre der kolumbianischen Metropole hautnah erleben. Schreiber gelingt es, die Lebensfreude und die Lebensängste der Menschen inmitten eines von Gewalttätigkeiten durchzogenen Alltags zu erspüren. Dabei entwirft er ein vielschichtiges Gesellschaftsbild.
Ungeschönt
präsentiert der Film
den deprimierenden
Alltag in Marcs Krankenhaus.
„Dr. Alemán“ ist ein rasant inszenierter Abenteuerfilm, dem es ebenso gelingt, die Atmosphäre einer kolumbianischen Großstadt wie die Gefühle der in ihr lebenden Menschen einzufangen. Anhand des von August Diehl gewohnt kompromisslos dargestellten Mediziners Marc wird der Zuschauer in diese fremde Welt hineingezogen. Der Film startet am 14. August in den deutschen Kinos.
Falk Osterloh
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.