

In seinem Kommentar zur Novellierung des Embryonenschutzgesetzes schlägt Norbert Jachertz mit Worten wie „interessierte Kreise“, „Abhängigkeit von Karrieren“, „die Sehnsucht, international mitreden zu können“ einen erschreckend wissenschaftsfeindlichen Ton an. Entspräche eine derartige Einstellung der Grundeinstellung der Ärzteschaft, würden heute noch Patienten wie vor wenigen Jahrhunderten durch Ärzte häufig mehr vergiftet als therapiert. Medizinhistoriker können Bücher darüber schreiben. Nur ein kleines Beispiel: Zurzeit meines Studiums in den 50er-Jahren stand Hydrargyrum liquidum (flüssiges Quecksilber) noch als Abführmittel im Deutschen Ärzteblatt. Primär zweckfreie Grundlagenforschung ist ein fundamentales Element eines auch medizinisch sinnvollen Fortschritts. Ohne die Aufklärung unzähliger anatomischer, physiologischer, biochemischer und dann kliniknäher, pharmakologischer und immunologischer etc. Prozesse, wäre die heutige Medizin nicht denkbar. Natürlich gehören persönlicher Ehrgeiz und auch Gewinnstreben – allerdings als zu kontrollierende Elemente – mit dazu. Das Experiment des Kommunismus hat gezeigt, welche Folgen die Ausschaltung dieser Motive hat. Zehn Jahre nach Ende meiner wissenschaftlichen Arbeit in der medizinischen Grundlagenforschung (nicht an Stammzellen) an einem Universitätsinstitut, dürfte ich wohl nicht zu den „interessierten Kreisen“ oder „Karriereabhängigen“ gehören . . .
Prof. Dr. med. Helmut Kammermeier,
Effertzfeld 41, 41564 Kaarst