
Herr Kamps hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Unser Gesundheitssystem hat sich zu einem Massentourismus entwickelt, der über breite und evidenzbasierte Trampelpfade durch die Hightech-Welt der Medizin führt. Und er kritisiert zu Recht, dass der ärztliche Dialog mit dem Patienten auf der Strecke bleibt. Hier vermisse ich den Hinweis auf die Balint-Gruppe und ihre großartigen Möglichkeiten, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Von allen Industrienationen ist meines Wissens dieses Netzwerk der Balintarbeit im deutschsprachigen Raum am besten entwickelt: „Der Arzt als Arznei“ – wer diese Droge bewusst und selbstkritisch einsetzt, der kann nicht nur besser helfen, sondern auch wesentlich Kosten sparen. Für mich ist es immer noch ein Rätsel, warum diese Möglichkeit in Ausbildung und Praxis so wenig beachtet wird – am allerwenigsten von den zahlreichen Reformern unseres Gesundheitssystems. Da liegt so viel Potenzial brach. Schade!
Dr. med. Gustav-Adolf Kohle,
Karlsbader Straße 60, 71139 Ehningen
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