

Was wirkt in der Psychotherapie? Diese Frage stellte ein deutsch-schwedisches Psychologenteam 81 psychodynamischen Therapeuten, 208 Psychoanalytikern und 162 Verhaltenstherapeuten. Die Verhaltenstherapeuten nannten „Anpassung“ als bedeutsamsten Wirkfaktor, der eine Anerkennung des Symptoms impliziert. Im Gegensatz dazu hielten die Psychoanalytiker „Einsicht“ und eine Hinterfragung des Symptoms für den Faktor, der zu einer stabilen Veränderung führt. Zu den eher unspezifischen Wirkfaktoren wie „Freundlichkeit“ bekannten sich am ehesten die Verhaltenstherapeuten. Im Hinblick auf die therapeutische Technik gaben sie in erster Linie „Unterstützung“ an, also ein aktives Ordnen, Strukturieren, Nachfragen und Ermutigen. Im Gegensatz dazu gestalten Psychoanalytiker und psychodynamische Therapeuten den therapeutischen Prozess weniger strukturierend. Sie nannten daher als hauptsächlich eingesetzte Technik „Neutralität“. Darüber hinaus gingen die Psychoanalytiker eher von der Existenz des Unbewussten aus als die anderen Gruppen. Die Therapeuten unterschieden sich erwartungsgemäß entsprechend ihren theoretischen Orientierungen. Bei der Differenzierung der Gruppen spielte jedoch die Annahme von den Wirkfaktoren eine deutlich größere Rolle als die eingesetzten Techniken. Daraus leiten die Autoren ab, dass die Effektivität einer Behandlung mehr von den speziellen Überzeugungen und Werten eines Psychotherapeuten als von einem bestimmten Verfahren abhängt. ms
Klug G, Henrich G, Kächele H, Sandell R, Huber D: Die Therapeutenvariable: Immer noch ein dunkler Kontinent? Psychotherapeut 2008; 2: 83–91.
Dr. Günther Klug, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum Harlaching, Sanatoriumsplatz 2, 81545 München, E-Mail: g.klug@lrz.tu-muenchen.de
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