AKTUELL: Akut
Akute Engpässe in der Nuklearmedizin


Tc-99m wird aus dem Reaktorprodukt Molybdän-99 gewonnen, das eine Halbwertszeit von 66 Stunden hat. Das ebenfalls nur im Reaktor gewinnbare Jod-131 ist im Rahmen der Radiojodtherapie unverzichtbar zur Behandlung bestimmter Schilddrüsenkarzinome sowie zum Beispiel des Morbus Basedow. Es hat eine Halbwertszeit von etwa acht Tagen. Ein heruntergefahrener Reaktor kann aus physikalischen Gründen frühestens zehn Tage später wieder Molybdän-99 und Jod-131 liefern.
Notfallplan abrufbar
In Deutschland werden pro Woche circa 60 000 Szintigrafien gemacht, meist an Schilddrüse, Skelett und Herz. In den letzten Tagen fanden Notfallkonferenzen von Fachgesellschaften, Verbänden, Politik und Industrie statt, um eine Basisversorgung zu gewährleisten. Ein Notfallplan, der für die meisten deutschen Kliniken die Versorgung der nächsten Tage und Wochen darstellt, ist im Internet unter www.notfallplan.nuklearmedizin-life.de abrufbar. Die Skelettszintigrafie benötigt viel Tc-99m, weshalb zurzeit nur dringliche Untersuchungen erfolgen sollen, weniger akute werden verschoben. Das Gleiche gilt für die Herzdiagnostik mit Tc-99m. Hier kann auch auf Thallium-201 zurückgegriffen werden, welches als Zyklotronprodukt nicht von dem Engpass betroffen ist. Die Sentinel-Node-Diagnostik mit Tc-99m beim Mammakarzinom soll sichergestellt werden, ebenso eine Grundversorgung mit Technetium in Krankenhäusern und Praxen. Überlegt wird, ob gegenwärtig noch nicht lizenzierte Reaktoren im Ausland die benötigten Isotope liefern könnten. Der BDN will zudem stärker thematisieren, wie sehr Deutschland in diesem sensiblen Bereich von ausländischen Produktionsstätten abhängig ist. Dr. med. Michael Feld
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.