ArchivDeutsches Ärzteblatt39/2008Posterausstellungen auf nationalen Fachkongressen – Bereicherung oder Farce? Fraglicher Wert
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LNSLNS Dieser Artikel erfüllt die Erwartungen des gewählten Titels nicht. Die Befragung verzichtet auf eine Randomisierung, im Weiteren wird suggeriert, jeder 5. Kongressteilnehmer sei befragt worden. Letztendlich gehen aber von potenziellen 2 100 „normalen“ Kongressteilnehmern nur 39 Fragebogen (n = 39) ein. Bei konsequenter Befragung jedes 5. Teilnehmers würde dies einer Teilnehmerzahl von n = 195 entsprechen. Weiterhin wird lediglich ein einzelner nationaler Kongress ausgewertet. Diese Stichprobe ist willkürlich, jedes dabei erhaltene Ergebnis von fraglichem wissenschaftlichem Wert.

An einer Posterbegehung nahmen wohl insgesamt 467 Personen (22,2 % der 2 100 Kongressteilnehmer) teil, von den ausgewerteten 39 (!) Teilnehmern jedoch 39,4 % (Seite 79), beziehungsweise sogar 46,4 % (Diskussionsteil). Die Interpretation dieser Zahlen im Sinne eines Antwortverhaltens mit „Orientierung an gängige Normen“ würde letztlich auch alle anderen Ergebnisse relativieren. Verwirrend ist die differente Anzahl ausgewerteter Interviews (86 Posterautoren in Grafik 2, 116 in Grafik 5). Wollten sich 20 Posterautoren nicht zum wissenschaftlichen Wert ihrer Poster äußern? Das spräche für sich. Erschreckend ist der hohe Anteil „recycelter“ Poster. Den wissenschaftlichen Nutzen der Poster halten nicht einmal ein Viertel von 86 Posterautoren für groß oder sehr groß. An den Posterbegehungen nahmen fast ausschliesslich die Autoren und Postervorsitzenden teil und nach Einschätzung der Autoren sind die Poster inhaltlich am Kongresspublikum vorbei geplant. Es ist also alles wohl doch eine Farce.
DOI: 10.3238/arztebl.2008.0670a

Dr. med. Norbert Haß
Herkulesstraße 20
01277 Dresden
E-Mail: nhass1@gmx.de

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